01.04.2021

Was Kinder wirklich brauchen

Es sind fünf Dinge, auf die wir im Folgenden eingehen werden. Wahrscheinlich stehen sie auf keiner Geburtstags-Wunschliste. Dennoch sehnt sich jedes Kind danach. Der Grund dafür ist einfach. Es sind die wertvollsten und unbezahlbarsten Geschenke einer Erziehung, die keiner von uns so schnell vergisst. Sie kosten Eltern zwar einiges an Zeit und Mühe. Aber die Investition zahlt sich aus. Mehrfach sogar. Deshalb hier die fünf Dinge, die Eltern ihren Kindern für ihr Leben mit auf den Weg geben sollten.

1. Aufmerksamkeit

Ganz gleich, wie alt Ihre Kinder sind - ob sie noch stundenlang in den Schlaf geschaukelt werden wollen oder ob es schon Diskussionen über ein T-Shirt gibt; Ihre Kinder sehnen sich nach Aufmerksamkeit. Sie zeigt ihnen, dass sie ernst genommen werden und gibt ihnen den Wert, den sie brauchen. Aufmerksamkeit ist so wichtig, dass Sie als Mutter oder Vater gut daran tun, wenn Sie sich immer wieder selbst daran erinnern, vor allem in unserer heutigen Zeit, in der wir so oft abgelenkt werden.

Im Alltag bedeutet das konkret, dass Sie Ihr Smartphone beiseite legen, wenn Ihr Kind zu Ihnen kommt. Zeigen Sie dem Kind, dass Sie präsent sind, wenn es mit Ihnen spricht. Für einen Vater bedeutet es vielleicht, dass er auch mal auf seine Knie geht und sich die Sache genauer ansieht, wenn sein Sohn oder seine Tochter ihm ein Detail seines Spiels erklärt oder ihn auffordert mitzuspielen. Schicken Sie Ihrem Kind keine klugen Kommentare von oben herab, sondern kommen Sie auf seine Ebene. Ihr Kind will Sie als Gefährten, nicht als Kommentator seines Spiels.

Vielleicht müssen Sie auch mal mit ihm in einen See springen, statt nur am Rand des Sees zu liegen und zu lesen. Vielleicht sollten sie etwas mit dem Kind basteln, zusammen bauen oder konstruieren, anstatt nur irgendwelche Anweisungen zu geben. Vielleicht geht es darum, dass Sie den Film, der dem Kind so wichtig geworden ist, auch tatsächlich mal gemeinsam anschauen, anstatt sich nur halbherzig dafür zu interessieren. Das alles sagt sich natürlich leicht. In Wirklichkeit kommen Sie vielleicht müde nach Hause und möchten einfach nur Ihre Ruhe haben. Aber genau darum geht es. Wenn Sie ihrem Kind das mitgeben möchten, was es wirklich braucht und in seinem ganzen Leben nicht mehr vergisst, müssen Sie zumindest immer wieder einmal wirklich präsent sein und ihm die Aufmerksamkeit schenken, die es braucht. Jedes Kind sehnt sich danach, gesehen und gehört zu werden.

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2. Zuspruch

Zuspruch ist wie eine Rücklage, die Sie in die Beziehung zu Ihrem Kind legen. Wenn es dann an der Zeit ist, „nein“ zu sagen, dann muss das sein. Grundsätzlich aber sollten Sie als Vater oder Mutter in Ihrer Erziehung die sein, die „ja“ zu ihrem Kind sagen, es in seinen Ansichten und Zielen bestärken und ermutigen. Im Grunde sollten Sie Ihrem Kind einfach das Gefühl geben, dass Sie an es glauben, indem Sie es fördern und sich für es einsetzen. Solange es nichts Unmoralisches, Lebensgefährliches, Illegales oder Falsches ist, was Ihr Kind möchte, sollten Sie sein Komplize sein, der ihm hilft, es zu erreichen. Es ist auch wichtig, dass Sie Ihrem Kind etwas zutrauen, anstatt seine Fähigkeiten in Frage zu stellen, wie das leider so häufig geschieht.

3. Sicherheit

Ihre Kinder sollten spüren, welche Priorität Sie in Ihrem Leben haben. Dass sie Ihnen wichtiger sind als alles andere, wichtiger vor allem als alles Materielle, das sie umgibt. Wenn Sie als Ehepartner Streit miteinander haben, merken das oft schon die Kleinsten. Geben Sie Ihren Kindern in diesen Situationen die Sicherheit, dass Sie niemals einfach weg sein werden. Zeigen Sie ihnen auch, dass Ihre Gefühle für sie völlig unabhängig sind von der Situation Ihrer Ehe. Das ist wichtig. Ihr Kind braucht diese Sicherheit. Jede Form von Unsicherheit quält das Kind nicht nur, sondern unterminiert auch das Vertrauen des Kindes in seine Eltern und in sich selbst.

Wenn Ihr Kind ins Teenageralter kommt, braucht es vor allem die Sicherheit, dass das Anliegen oder die Gedanken, die es Ihnen anvertraut, nicht gleich beim nächsten Tratsch weitererzählt werden. Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind in dieser Phase seines Lebens noch immer Vertrauen zu Ihnen hat, dann geben Sie ihm die Sicherheit, dass es sich auf Sie verlassen kann. Zeigen Sie ihm, dass Sie schweigen und Geheimnisse für sich behalten können. Denn genau darauf kommt es an. Wenn bereits morgen die Nachbarn wissen, was Ihr Teenager Ihnen anvertraut, wäre das fatal. Kinder brauchen jemanden, dem sie vertrauen können, dadurch können sie auch in dieser Phase ihres Leben sie selbst sein. Sorgen Sie dafür, dass Sie als Vater oder Mutter vertrauenswürdig bleiben und dass ihr Kind seine Geheimnisse, Ängste und Wünsche mit Ihnen teilen kann.

4. Annahme

Wissen Ihre Kinder, dass sie mit allem zu Ihnen kommen können? Wussten sie es schon von klein auf? Weiß Ihr Kind, dass Sie es auch dann noch lieben, wenn Ihnen das, was es gerade angestellt hat, überhaupt nicht gefällt? Weiß Ihr Sohn, dass er Ihnen mehr wert ist als die Schulnoten, die er gerade mit nach Hause bringt? Weiß Ihre Tochter, dass sie Ihnen immer mehr wert ist als die Auszeichnungen oder Begabungen, die sie aufzuweisen hat? Leistungsdruck muss nicht falsch sein. Wenn sich Ihr Kind aber nur noch über seine Leistung definiert, ist das falsch. „Weil ich dies oder jenes kann oder bin oder leiste, liebt mich meine Mutter oder mein Vater“. Stolz auf die Leistung Ihres Kindes zu sein, ist nicht falsch, nur darf sein Wert nicht allein über seine Leistung bestimmt werden. Ob Ihr Sohn ein Naturbursche ist oder lieber daheim rumhängt - Kinder müssen sich immer zuerst einmal angenommen fühlen. Sie müssen wissen, dass sie akzeptiert, beachtet und geliebt sind. Erst dann können Sie anfangen, ihnen zu helfen, über ihre momentane Situation hinauszuwachsen.

Was Ihre Tochter auch werden will - es geht immer darum, dass sie sich zuerst in dem, was sie ist und denkt oder plant, angenommen und akzeptiert fühlen darf. Denn nur dann wird sie zu ihren eigenen Begabungen und Träumen finden und es dann auch wagen, sie in ihrem Leben umzusetzen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie hinter Ihrem Kind stehen, ihm das Gefühl geben, dass Sie ihm helfen, seine Ziele zu erreichen, indem Sie ihre Begabungen fördern.

Eltern müssen ihren Kindern auch Zeit geben, sich und ihre Begabungen zu entdecken. Das geht manchmal schneller, manchmal langsamer und hängt im Grunde immer vom jeweiligen Charakter und der Begabung Ihres Kindes ab.
Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind dabei nicht alleine lassen, dass Sie ihm dabei helfen, sich zu entdecken und zu entfalten. Denn nur so kann es die Erfahrung machen, dass das Vertrauen, das es in Sie gesetzt hat, auch tatsächlich gilt, unabhängig davon, ob es seinen Weg schon gefunden hat oder noch nicht. Kinder können sehr verschieden sein. Wichtig ist, dass sie mit Ihnen die Erfahrung machen, dass sie sich auch dann nicht alleine fühlen müssen, wenn der Weg zur Selbstfindung sich vielleicht schwieriger gestaltet als erwartet.

5. Liebe

Von dem bedeutenden Philosophen und Kirchenvater des Mittelalters Augustinus (354-430) stammt der Ausspruch: „Liebe - und dann tu, was du willst.“ Der Satz kann natürlich auch missverstanden werden, vor allem heute, wo wir mit dem Begriff „Liebe“ so vieles verbinden - auch das, was nicht dazu gehört oder sogar das Gegenteil davon ist. Trotzdem ist alles bisher Genannte in diesem Punkt „Liebe“ enthalten. Liebe ist das zentrale Geschehen des gesamten Universums. Liebe ist, was unser Leben wertvoll und einmalig macht. Liebe ist eine Macht, die nie hoch genug eingeschätzt werden kann.

Deshalb die Frage: Wissen Ihre Kinder, dass sie bedingungslos geliebt sind? Haben Sie Ihnen das gesagt? Haben Sie es ihnen gezeigt - so, dass sie es richtig spüren konnten? Haben Sie schon eine Form dafür gefunden, die Ihre Kinder nachvollziehen und als wirkliche „Liebe“ verstehen können? Zum Beispiel in Zeiten wo sie mit ihnen zusammen sind, eine Umarmung, gemeinsame Unternehmungen, durch Wertschätzung, Lob, Verlässlichkeit, Treue, Sicherheit und Annahme. Liebe ist letztlich all das zusammen. Die Sehnsucht nach Liebe ist generell das wichtigste Bedürfnis des Menschen. Ja, die Liebe setzt einiges an Mühe und Zeit voraus.

 

Vielleicht müssen wir manchmal sogar unseren Stolz überwinden und selbstlos werden. Aber was immer wir investieren, Liebe ist wichtiger als alles andere, was Sie Ihrem Kind geben können. Denn: „Liebe ist“, so sagt die Bibel, „das, was bleibt.“

 

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