21.06.2024

Wie können wir Kinder und Teenager in ihrer Entwicklung begleiten? (Teil 5)

Sexueller Missbrauch – wie schütze ich mein Kind?

Das beunruhigt und macht betroffen, umso wichtiger ist es, dass darüber gesprochen wird. Claudia Mühlan, eine der Referenten unser Thema des Monats, musste als Mutter die traurige Erfahrung machen, in ihrer Familie selbst davon betroffen zu sein: Eine ihrer Töchter erlebte Missbrauch. Was sie in ihrem Vortrag erzählt, basiert daher auf eigenen Erfahrungen. Sie berichtet von dem Schmerz, den sie als Mutter durchlitt, aber auch darüber, wie Heilung möglich wird.

In ihren Vortrag spricht sie außerdem über die grundsätzlichen Fakten zum Thema „sexueller Missbrauch“. Von sexuellem Missbrauch bei Kindern spricht man, wenn das betroffene Kind unter 14 Jahren alt ist. Das liegt daran, dass ab 14 Jahren ein „Selbstbestimmungsrecht auf Sexualität“ besteht. Aber auch Teenager im Alter zwischen 14 und 18 Jahren sind vom Gesetz vor sexuellen Handlungen durch Personen, von denen sie abhängig sind, geschützt. Das können Eltern, Lehrer oder auch Sporttrainer sein. Von „sexueller Belästigung“ ist hingegen die Rede, wenn Erwachsene betroffen sind.

Man vermutet, dass jedes dritte Mädchen unter 14 Jahren und jeder siebte bis neunte Junge unter 14 Jahren sexuell missbraucht wird. Besonders tragisch ist, dass der sexuelle Missbrauch häufig im Alter zwischen vier bis sieben Jahren geschieht und meistens leider kein einmaliges Vergehen darstellt, sondern sich über Monate oder sogar Jahre hinzieht. Sexueller Missbrauch wird deshalb oft auch als „Mord an der Kinderseele“ bezeichnet. In über 90 Prozent der Fälle ist der Täter mit dem Kind verwandt oder bekannt, oft ist es ein Mensch, den das Kind liebt und achtet und zu dem es Vertrauen hat. Diese Art von Täter findet sich leider in allen Gesellschaftsschichten. Das soziale Umfeld des betroffenen Kindes bemerkt den Missbrauch oft auch gar nicht oder verharmlost ihn, nimmt ihn nicht ernst.

Im Fall der Tochter von Claudia Mühlan war es so, dass erst Jahre später klar wurde, was vorgefallen war. Das Trauma äußerte sich bei ihr in der Form, dass sie im Teenager-Alter magersüchtig und alkoholsüchtig wurde, sich selbst verletzte und versuchte, Selbstmord zu begehen. Es folgten zweieinhalb Jahre stationärer Behandlung, bis es schließlich besser wurde. Diese zweieinhalb Jahre waren sowohl für die Eltern, wie auch für die Tochter sehr schmerzhaft. Dennoch kann Claudia Mühlan inzwischen sagen, dass ihre Tochter geheilt ist. Sie ist heute Mutter von zwei Kindern und sprüht vor Lebensfreude und Energie. Doch der Weg dahin war schwer.

Wie können wir Kinder schützen und sie in ihrer Persönlichkeit stärken, damite es nicht zu solchen schmerzhaften Erfahrungen kommt? Wichtig ist es zum Beispiel, Kinder gut aufzuklären und mit ihnen einzuüben, Grenzen zu setzen und „nein“ zu sagen. Zum Schutz der Kinder zählt auch, dass sie von ihren Eltern Zuwendung und Zärtlichkeit erfahren –auf eine natürliche und gesunde Art und Weise. Kinder, denen das fehlt, oder die nur ein geringes Selbstvertrauen haben, sind anfälliger für sexuellen Missbrauch. Wichtig ist auch, dass Kinder wissen, dass sie mit allem, was sie beschäftigt, zu ihren Eltern kommen dürfen. Eltern müssen deshalb auch immer darauf achten, dass ihr Alltag nicht nur aus Stress und Hektik besteht, sondern auch Räume zulässt, in denen Dinge besprochen und bewältigt werden können. Kinder müssen die Erfahrung machen, dass ihre Eltern sie in ihren Gefühlen ernst nehmen, ihre Privatsphäre respektieren und Verständnis, Liebe und Zuneigung zeigen.

Näheres dazu hören Sie in der Sendereihe „ERF-Thema des Monats“ - im Juni unter der Überschrift: „Wie können wir Kinder Teenager in ihrer Entwicklung begleiten?“. Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter www.buchgalerie.com

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