16.03.2022

Christen in Eritrea – Als Kirche in einer Diktatur leben

Christenverfolgung heute (Teil 3)

...in der klar wurde, was in diesem von der Öffentlichkeit abgeschotteten Land seit Jahrzehnten an Grausamkeiten vor sich geht.

Dieser Film bringt ans Licht, was die Menschen in Eritrea alles erleiden. Insbesondere Christen sind der Verfolgung ausgesetzt. Schon wegen kleinster Vergehen kommt es zu Verhaftungen. Ungerechtigkeit, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter, Diskriminierung und sogar die Tötung von Menschen ist in Eritrea zum Alltag geworden. Was diese Menschen an Unterdrückung und Verfolgung erleiden, können wir uns in unseren Ländern gar nicht vorstellen. Eritrea wird als das „afrikanische Nordkorea“ bezeichnet. Das allein sagt schon alles. Es gibt Berichte darüber, dass Menschen bei sengender Hitze in Frachtcontainer gesperrt werden. Andere werden über Jahre in Erdlöchern festgehalten. Menschen, denen es gelingt, aus dieser Hölle zu fliehen, bringen schreckliche Bilder mit und berichten von fürchterlichen Zuständen in ihrem Land, zum Beispiel von Gefangenen, die auf kleinstem Raum zusammengepfercht über eine sehr lange Zeit gezwungen sind auszuharren, nur weil sie sich vielleicht als Christen bekennen.

Aufgrund dieser unglaublichen Zustände sind in den letzten Jahren Hunderttausende aus Eritrea geflohen, darunter auch Dr. Mussie Zerei, der heute in Rom lebt, wo er als katholischer Priester arbeitet. Er ist heute Koordinator aller christlichen eritreischen Gemeinden in ganz Europa. In der aktuellen Ausgabe des Thema-des-Monats-Podcasts von ERF Süd gibt er einen Einblick in die Geschichte, Kultur und Politik seines Heimatlandes, über das die meisten Menschen in Europa leider nur sehr wenig wissen. Regiert wird Eritrea seit 1993 von Isayas Afewerki, der seitdem auch keine demokratischen Wahlen mehr abhalten ließ und die vorgesehene Verfassung nie in Kraft setzte.

Wie in China, so werden auch die Menschen in Eritrea immer rigoroser überwacht. Insbesondere durch das Abhören von Telefongesprächen gelingt es den Behörden, Menschen auszuspionieren. Es gibt weder Presse- noch Meinungsfreiheit. Viele der jungen Menschen sehen überhaupt keine Zukunft mehr. Ihre Hoffnung auf Freiheit und einem menschenwürdigen Leben schwindet von Jahr zu Jahr. Deshalb fliehen auch viele. Wer jedoch dabei erwischt wird, landet im Gefängnis. Dennoch lebt bereits ein Fünftel der eritreischen Bevölkerung im Ausland. Viele fliehen auch wegen dem drohenden brutalen Militärdiensts, zu dem sowohl Männer als auch Frauen verpflichtet sind. Militärdienst ist in Eritrea gleichzusetzen mit Zwangsarbeit, wie es auch in der oben erwähnten ARTE-Dokumentation zum Ausdruck kommt, die eindrucksvoll zeigt, wie die herrschende Kaste in Eritrea ein ganzes Land versklavt.

Offiziell gilt in Eritrea, wie ja auch in China und anderen Ländern, die Religionsfreiheit. Doch das steht nur auf dem Papier. In der Realität ist es genau das Gegenteil. Auf dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerks „Open Doors“ steht Eritrea auf dem sechsten Platz der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Es vergeht kein Tag in diesem Land, an dem Christen nicht verfolgt, verhaftet und schikaniert werden. Für die Regierung und die Behörden gelten sie als „Agenten des Westens“, für die in dieser Diktatur kein Platz ist. Auch in den offiziell anerkannten Kirchen des Landes leiden die Mitglieder unter Druck und Repressalien. Mussie Zerei berichtet z. B. von einem inzwischen 90jährigen Patriarchen der orthodoxen Kirche, der vor 15 Jahren festgenommen wurde und bis heute in Gefangenschaft ist. Grund seiner Verhaftung ist, dass er sich für Religionsfreiheit und Autonomie der Kirchen ausgesprochen hat. Schon allein das ist den Herrschenden zu viel. Alle 29 Gesundheitsstationen und Kliniken der katholischen Kirche wurden in den letzten Jahren geschlossen, 100 kirchliche Bildungseinrichtungen, wie Kindergärten und Schulen, mussten ihren Dienst beenden.

Mussie Zerei schließt seinen bewegenden Bericht über die aktuelle Situation in Eritrea und dem gesamten Horn von Afrika mit der Bitte um Gebet. Als Christen in unseren westeuropäischen Ländern können wir leider wenig bis gar nichts tun, um die Lage der Christen in Eritrea zu verbessern. Aber wir können unseren himmlischen Vater darum bitten, dass er das Leid dieser Menschen sieht, ihr Schreien hört und ihre Situation verändert. Als Kinder Gottes haben wir Zutritt zum Schöpfer des Himmels und der Erde, der alles in seinen Händen hält. Dieser allmächtige Gott kann auch das Schicksal der Menschen in Eritrea verändern, wenn wir ihn darum bitten. Christen in Eritrea brauchen unser Gebet um Frieden und Bewahrung und um die Kraft, diese unsäglichen Leiden zu ertragen. Gott kennt dieses Leid. Er kennt auch die Bosheit der Herrschenden in diesem Land. Aber bitten wir ihn doch, dass er eingreift und die Situation der Menschen dort bald verändert.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der dritte Teil unserer Reihe zum Thema „Christenverfolgung heute“.

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