„Warum werden Christen noch immer verfolgt?“ (Teil 3)
Wenn in Nordkorea ein Christ zu Weihnachten Kontakt zu einem anderen Christen sucht, versucht er sich vielleicht heimlich im Wald mit ihm zu treffen. Wenn er dabei gesehen wird, muss er mit dem Schlimmsten rechnen. Am häufigsten ist die Internierung in eines der gefürchteten Arbeitslager zu befürchten. Wer sich in einem der Arbeitslager mit einem anderen Häftling zum Gebet treffen möchte, ist gezwungen, sich beispielsweise in der Nähe der Latrinen zu treffen, wo wegen des fürchterlichen Gestanks kaum ein Wärter hinkommt. Von solchen und ähnlichen Zuständen erzählt der Leiter der Hilfsorganisation Open Doors, wenn er über das Leben der Christen in Nordkorea berichtet. Wer sich im Land des Kim Jong Un zu Jesus Christus bekennt, dem steht das Schlimmste bevor. Schon der Besitz einer Bibel wird mit öffentlicher Hinrichtung bestraft. Es ist katastrophal, was für Grausamkeiten und menschenverachtende Methoden der Staatsapparat sich ausgedacht hat und auch tatsächlich anwendet.
Markus Rode, der Leiter von Open Doors in Deutschland, berichtet in der aktuellen Ausgabe der Sendereihe „Thema des Monats“ im ERF Süd von den Erfahrungen während seiner Reise nach Nordkorea. Es ist seit Jahren das Land auf der Welt, in dem Menschen, wenn sie an Jesus Christus glauben, am systematischsten und grausamsten gefoltert, interniert und allzu oft auch hingerichtet werden. Begonnen hat das bereits in den 50er Jahren, nach dem Ende des Korea-Krieges, als sich Kim Il-Sung zum erfolgreichen Befehlshaber und großen Führer erhob und dafür feiern ließ. Damals begann er den nordkoreanischen Staatsapparat aufzubauen, der bis heute als eines der schrecklichsten kommunistischen Systeme gilt. Kim Il-Sung rief eine Staatsreligion ins Leben, die von seinen Nachfolgern übernommen und ausgebaut wurde. Selbst die Zeitrechnung wird in Nordkorea nicht an der Geburt Christi ausgerichtet, wie das in den allermeisten Ländern der Welt der Fall ist, sondern richtet sich nach Kim Il-Sungs Geburt, der vom Volk bis heute als die „ewige Sonne“ Nordkoreas verehrt werden muss.
Dass die Bewohner Nordkoreas hungern, weil die Gelder der Regierung fast ausschließlich ins Militär und die Waffenindustrie fließen, spielt für den Machthaber Kim Jong Un keine Rolle. Das Land ist fast völlig isoliert, deshalb können Lebensmittel und Medikamente auch kaum importiert werden. Der Propagandaapparat lässt die Bevölkerung im Unklaren darüber, dass die Lebensqualität in anderen Ländern um so vieles besser ist. Im Gegenteil, Nordkorea wird in den gleichgeschalteten Staatsmedien als „Paradies“ bezeichnet, während außerhalb der Landesgrenze nur öde Wüste und Armut zu finden sei. Es versteht sich von selbst, dass unter einer derartig kommunistischen Kontrolle Menschen nur noch „funktionieren“ nicht um zu leben. Allgegenwärtig sind hingegen die Mitarbeiter des Geheimdienstes, die jeden engmaschig kontrollieren und überwachen – und das nicht etwa verdeckt, sondern ganz offiziell. Die Gesellschaft ist geprägt von Misstrauen und Angst. Schon in den Schulen werden die Menschen dazu erzogen, sich selbst zu hinterfragen und zu kritisieren.
Die in der Landeshauptstadt Pjöngjang lebende, regierungstreue Elite des Landes, genießt eine Reihe von Privilegien. Das ist bereits daran zu erkennen, dass sie besser gekleidet ist als der Rest der Bevölkerung. Wer sich dem „großen Führer“ und seiner Ideologie völlig hingibt, ist berechtigt, in gesonderten Refugien zu leben, wo es auch keinen Hunger gibt. Die Gruppe der „Schwankenden“ hingegen lebt in ständiger Angst und ist dazu aufgefordert, ihre Treue zur Regierung unter Beweis zu stellen. Christen hingegen durchschauen die Propaganda und zählen deshalb zur dritten Gesellschaftsklasse: Sie gelten als Staatsfeinde und müssen bei Entdeckung mit schärfsten Konsequenzen rechnen. Zehntausende von ihnen sind seit Jahrzehnten in Arbeitslagern inhaftiert. Dennoch gibt es auch in Nordkorea Christen und sogar kleine Hauskirchen im Untergrund, die immer wieder neue Wege finden, sich trotz aller Überwachung zu versammeln und ihren Glauben heimlich auszuleben.
Dabei ist allerdings höchste Vorsicht geboten, weil unangekündigte Hausdurchsuchungen zu jeder Zeit dazu führen können, dass sie entdeckt werden. Manchmal reicht es schon, wenn mehrere Leute in einem Haus zusammenkommen, um Verdacht zu erregen und vom Geheimdienst überrascht zu werden. Wer mit einer Bibel angetroffen wird, muss damit rechnen, sofort öffentlich hingerichtet zu werden oder die ganze Familie wird in ein Arbeitslager gebracht. Dort gehören Christen zu der Gruppe der Inhaftierten, die am strengsten bewacht, gefoltert und unterdrückt wird. Schafft es ein Wärter, einen Christ von seinem Glauben abzubringen, wird er befördert. Und dennoch kommen selbst in den Lagern immer wieder Menschen zum Glauben, weil Christen das Evangelium weitergeben und ihr Mut und ihre Unerschrockenheit zeigt, dass sie die Wahrheit kennen, die sie frei macht. So werden Christen, trotz Folter und Qualen, zu wahren Hoffnungsträgern in einem von Staatsterror geprägten Land.
Das Evangelium kennt keine geschlossenen Türen, das drückt auch der Name des Hilfswerks „Open Doors“ aus. Selbst eine so engmaschige Kontrolle wie die in Nordkorea schafft es nicht, den christlichen Glauben auszurotten und seine Verbreitung zu verhindern. Durch die Veröffentlichung des Weltverfolgungsindexes will Open Doors auch immer wieder darauf aufmerksam machen, uns aber auch aufzeigen, wo auf der Welt es überall Christen gibt. Lasst uns deshalb für die Christen in Nordkorea beten und Gott bitten, dass er in ihre Situation eingreift und sie stärkt und ermutigt. Sie leiden und wir haben das Vorrecht, für sie zu beten.
Näheres dazu hören Sie im drittenTeil der Sendereihe „ERF Thema des Monats“ - im März unter der Überschrift „Warum werden Christen noch immer verfolgt?". Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com