07.02.2022

Warum beten? - Teil 1

Ist Gebet vielleicht eine Pflichtübung, die gläubige Menschen zu erbringen haben? Oder worin liegt der Sinn des Gebetes? Weiß Gott nicht ohnehin alles? Sogar unsere geheimsten Gefühle, Wünsche und Gedanken? So lesen wir es in der Bibel, wo es heißt: „…denn euer Vater weiß, was ihr braucht, und zwar schon bevor ihr ihn darum bittet“ (Vgl. Matthäus 6,8). Warum also sollte ich Gott meine Gedanken und Anliegen mitteilen, wenn er ohnehin bereits alles über mich weiß?

Alle diese Fragen und Gedanken stellte sich Hans Peter Royer, der Referent der aktuellen Ausgabe des Thema-des-Monats-Podcast von ERF Medien Südtirol. Er war Leiter der internationalen christlichen Fackelträgerbewegung und Direktor der Bildungseinrichtung „Tauernhof“ in Oberösterreich. Im August 2013 verunglückte Hans Peter Royer im Alter von 52 Jahren auf sehr tragische Weise bei einem Bergunfall. Eines seiner bekanntesten Bücher trägt den Titel „Nach dem Amen bete weiter“. Darin legt er seine Gedanken über das Gebet nieder. Aber hören Sie sich die Argumente an, die Hans Peter Royer gefunden hat, wenn es darum geht, einem allwissenden, allmächtigen Gott seine Sorgen und Nöte anzuvertrauen, obschon er bereits alles weiß.

Im ersten Buch Mose, Kapitel 1, Vers 28, lesen wir: „Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: ‚Seid fruchtbar und vermehrt euch. Bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Herrscht über die Fische im Meer, die Vögel am Himmel und alle Kriechtiere.‘“ Gott übertrug also dem Menschen die Verantwortung über die gesamte Erde. Ein Mensch ist sogar dazu berufen, über sie zu herrschen. Doch wir wissen, wie schwierig das ist. Solange ein Mensch in der Abhängigkeit von Gott bleibt, ist er hervorragend dazu imstande, diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn ein Mensch allerdings glaubt, dass er auch gut selbst alles entscheiden kann, wird es sofort problematisch.

Grund dafür ist der sogenannte „Sündenfall“ des Menschen, der zum Bruch zwischen Gott und den Menschen führte. Seither Leben wir in einer „gefallenen Welt“ und sind zu einem großen Teil selbst Teil dieser „gefallenen Welt“, weil wir als Menschen die Erde ohne Gott beherrschen wollen. Die Geschichte zeigt, konnte das alles nicht gut gehen. Deshalb musste Gott Adam und Eva auch aus dem Paradies vertreiben und ihre Lebenszeit begrenzen. Menschen herrschen zwar auch heute noch über die Schöpfung, aber wir sehen, was dabei herauskommt. Wo immer sie es nicht in der Abhängigkeit von Gott, dem Schöpfer, machen, gerät vieles durcheinander.

Bob Dylan, der bekannte amerikanische Musiker hat diese Wahrheit in einem seiner Lieder zum Ausdruck gebracht. Im Song mit dem Titel: „Gotta serve somebody“ (dt.: Du musst jemandem dienen) aus dem Jahr 1979 singt er davon. In diesem mit einem Grammy ausgezeichneten Song betont er, dass jeder von uns gezwungen ist, einem Herrn zu dienen, ganz egal, ob wir das als angesehener Politiker oder als Drogenabhängiger machen, ob wir reich oder arm sind; jeder von uns muss einem Herrn dienen. Wer also nicht in der Abhängigkeit von Gott stehen und ihm dienen will, der wird sehr bald in die Abhängigkeit seines Feindes geraten und früher oder später zu seinem Werkzeug werden, ob er nun will oder nicht. Denn jeder muss einem Herrn dienen, so wie es dieser Song sehr treffend sagt. Wer immer sich der guten Macht Gottes zur Verfügung stellt, wird in dieser Abhängigkeit von Gott Gutes bewirken. Wer sich hingegen von Gott abwendet, wird in die Abhängigkeit der bösen Macht Satans geraten. Das kann auch ganz subtil geschehen und vor allem kann es geschehen, ohne dass wir es möchten. Es wird dennoch geschehen.

Der Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,20). Damit bezeugt der Apostel, dass er sich entschieden hat, unter Gottes Herrschaft zu leben und sich von ihm auch gern gebrauchen lässt, Gutes zu tun. Konkret geschieht das so, dass wir in einem ständigen Austausch mit Gott, dem Schöpfer, stehen und dadurch in enger Beziehung zu ihm bleiben. Es ist die höchste Form des Gebetes, wenn wir in einem ständigen Kontakt und Austausch mit Gott, unserem Schöpfer, stehen. In dieser Beziehung werden Gedanken und Wünsche, Anliegen und Hilferufe auf eine ganz natürliche Art und Weise ausgetauscht.

Stellen Sie sich eine besonders liebevolle Vertrauensbeziehung zu einem anderen Menschen vor, was werden Sie tun? Sie werden sich mit ihm austauschen, ihm alles sagen und ihm wahrscheinlich auch alles anvertrauen – und er wird ihnen darauf antworten und sich auch ihnen anvertrauen. Genauso sollte unser Verhältnis zu unserem Schöpfer sein. Wir sollten Gott alles anvertrauen und alles von ihm erwarten. Gebet ist die Form der Kommunikation zwischen Gott und Mensch. Sie setzt Ehrfurcht voraus, denn Gott ist der Schöpfer des Universums, wir hingegen sind Menschen. Dennoch dürfen wir durch Jesus Christus in eine liebevolle Beziehung zu Gott und in einen dementsprechenden Austausch treten. Wenn wir Gott dadurch die Möglichkeit geben, in und durch uns zu wirken, kann Gott daraus Gutes machen. Nicht das Gebet ist kraftvoll und mächtig, sondern Gott, zu dem wir beten, mit dem wir unsere Gedanken teilen und der uns darauf antwortet, ist es. Wir müssen unserem Gott nur erlauben, durch uns wirksam zu werden, dann wird er Großartiges in unserem Leben bewirken.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der erste Teil unserer Reihe zum Thema „Darum hilft beten“.

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