
Wozu Jesus geboren wurde
Der Verfasser des Markus-Evangeliums berichtet, dass Jesus an einem Sabbat in die Synagoge ging und die Menschen lehrte. Und die ihn hörten, staunten und sagten: "Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen?" (vgl. Markus 6,2). Später wird Jesus sagen: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin" (Matthäus 5, 38-39).
In der Synagoge von Nazareth liest Jesus den Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja 61,1-2, wo es heißt: "Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich berufen und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen und die Verzweifelten zu trösten. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, ihre Fesseln werden nun gelöst und die Kerkertüren geöffnet. Ich rufe ihnen zu: 'Jetzt erlässt der Herr eure Schuld!' Doch nun ist auch die Zeit gekommen, dass unser Gott mit seinen Feinden abrechnet. Er hat mich gesandt, alle Trauernden zu trösten." Als er diese Stelle der Heiligen Schrift vorgelesen hatte, sagt er: "Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt" (vgl. Lukas 4,21).
Wer sich diese Berichte vor Augen hält, kann verstehen, dass seine Jünger enttäuscht und ratlos waren, als sie sahen, wie Jesus wenige Jahre später diesen schrecklichen Tod am Kreuz starb. Doch dieser Tod war die eigentliche Vollendung seines göttlichen Auftrags. Jesus wurde von Gott, seinem Vater, in die Welt geschickt, um die Schuld der ganzen Menschheit stellvertretend für uns alle an das Kreuz zu tragen und dort zu sühnen. In der jüdischen Tradition gibt es dafür das Opferlamm, das im Tempel geopfert wurde. Jeder kannte diese Vorschrift, die dem Volk von Gott zur Vergebung der Sünden gegeben war.
Jesus musste sterben, um uns von unserer Schuld freizukaufen und dadurch zu erlösen. Er nahm diesen Tod auf sich und sein Vater im Himmel beglaubigte ihn durch Jesu Auferstehung. So wurde er zu unserem Erlöser, der die Macht hat, uns freizukaufen aus der Gefangenschaft durch unsere Sünde.
Er vergibt uns unsere Schuld
Als man eines Tages einen Gelähmten zu ihm brachte, sagte Jesus zu diesem: "Deine Sünden sind dir vergeben." Die jüdischen Gelehrten, die alles mit ansahen, erschraken und fragten: "Wer außer Gott kann einem Menschen seine Sünden vergeben?" (vgl. Lukas 5,20-21). Gleiches geschah, als Jesus einer Frau, die als Prostituierte bekannt war, versicherte, dass ihre Sünden vergeben seien. Auch hier fragten die Menschen wieder: "Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt?" (vgl. Lukas 7,48-49). Wir sehen, schon damals fragten die Menschen, wer Jesus ist.
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Jesus Christus, Gottes Sohn
Als Jesus seine Jünger eines Tages fragte, für wen sie ihn halten, antwortete Simon Petrus und sprach: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Darauf antwortete Jesus und sagte: "Selig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel" (Matthäus 16,13-16). Doch schon kurz darauf sprach Jesus zur Überraschung aller von seinem Leiden und Sterben am Kreuz und dass er von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen und getötet, aber am dritten Tag wieder auferstehen wird (vgl. Matthäus 16,21). Und genauso geschah es.
Was war seine Mission?
Es gibt Menschen, die zweifeln bis heute, dass Jesus als Retter in diese Welt kam, um uns Menschen zu erlösen. Die meisten von ihnen glauben sogar, dass sie keinen Retter nötig haben. Für viele dieser Menschen ist Jesus Christus vielleicht eine aus der Geschichte der Menschheit hervorragende Erscheinung mit hoher Ethik aber nicht der Erlöser. Doch diese Haltung geht an der Realität vorbei. Jesu Menschwerdung, sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung ist nicht nur eine historische Tatsache, sondern die Kernbotschaft des christlichen Glaubens. Im zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther lesen wir: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber“ (2. Korinther 5,19). Gott hat sich also in Christus für alle sichtbar in dieser Welt gezeigt und ist in Jesus zum Retter der ganzen Welt geworden.
Hinter dieser Aussage verbirgt sich eine Botschaft von großer Tragweite, die für jeden von uns von größter Bedeutung ist. Jesus selbst verpackte diese Botschaft an uns Menschen in immer neue und für alle verständliche Bilder, sodass sie von Menschen von damals wie heute verstanden werden kann. Es gibt niemanden, der sagen könnte, er wüsste nicht, worum es bei dieser zentralen Botschaft geht. Die von Jesus verwendeten Bilder sind universal und über alle Zeiten hinaus verständlich.
Als Jesus Lazarus, den Bruder der beiden aus der Bibel bekannten Schwestern Martha und Maria, von den Toten auferweckte, sagte er: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben" (Johannes 11,25-26). Deutlicher kann man es nicht sagen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Jesus diese Worte sagt, indem er gleichzeitig den Beweis dafür erbringt, indem er Lazarus vom Tod auferweckt. Doch Jesus erfindet für diese lebensrettende Botschaft an uns Menschen noch weitere Bilder, und auch die sind für jeden Menschen ganz leicht zu verstehen.
Wenige Tage vor seiner Kreuzigung, die er vorausgesagt hatte, rief Jesus seine Jünger zu sich und erklärte ihnen, was mit ihm geschehen wird. Dabei sagte er ihnen, dass er nun zurück zu seinem Vater im Himmel gehen wird, um denen eine Wohnung zu bereiten, die an ihn glauben. Thomas, einer seiner Jünger, fragte Jesus nach dem Weg und Jesus antwortete ihm und sagte: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich" (Johannes 14,6). Auch das ist wieder eine überaus klare Antwort, die Jesus hier gibt und die jeder verstehen kann. Seit Jesus diese Antwort gegeben hat, kann niemand mehr sagen, dass er nicht weiß, wie das gemeint war. Es ist so gemeint, wie Jesus es gesagt hat. Denn klarer als so kann man es gar nicht sagen. Es gibt aber noch weitere Aussagen Jesu dazu – alle diese Worte haben das Ziel, uns diese eine, göttliche Botschaft so zu vermitteln, dass jeder sie verstehen kann.
Diesmal richtet Jesus die Botschaft an diejenigen von uns, die sich bereits für ihn entschieden haben, aber damit noch in dieser Welt voller Versuchungen stehen. Ihnen sagt Jesus: "Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen" (Johannes 15,5). Auch dieses Bild versteht jeder. Es reicht eben nicht, dass wir in einem Land geboren wurden, in dem Menschen einmal vom Glauben geprägt waren und damit auch große Fortschritte erzielten, von denen wir bis heute noch zehren. Nein, wir müssen schon selbst mit Jesus leben.
Das schönste Bild, das vielen Menschen auf der ganzen Welt aus ihrer eigenen Erfahrungswelt heraus vertraut ist und das die gesamten 2.000 Jahre, seit Jesus dieses Bild verwendet hat, nichts von seiner Gültigkeit verloren hat, ist, als Jesus sagte: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (Johannes 10,7-9). Gibt es ein schöneres Bild für das, was Jesus uns Menschen zu sagen hatte, als dieses Bild von der Tür, durch die wir gehen müssen, wenn wir über unseren irdischen Tod hinaus leben wollen?
Wenn wir im Dezember dieses Jahres wieder Weihnachten feiern und damit an die Geburt Jesu denken, des Retters und Erlösers dieser Welt, so lasst uns daran denken, dass er in den drei Jahren seines Wirkens schon so viel Licht und Klarheit in diese Welt brachte, dass wir ihm schon allein für die Zeit unseres Lebens auf dieser Erde unendlich dankbar sein müssten. Doch es kommt noch dazu, dass Jesus uns ewiges Leben anbietet und uns den Weg gezeigt hat, wie wir zu diesem Geschenk des ewigen Lebens kommen. Wer da noch zögert und dieses ewige Leben verspielt, muss dann auch die Verantwortung dafür tragen.
Gott liebt jeden und möchte, dass keiner von uns Menschen verloren geht. Dafür hat er seinen Sohn, Jesus Christus, in die Welt gesandt, um uns aus dem Gefängnis unserer Schuld zu befreien. Aber jeder von uns muss "Ja" zu dieser Befreiung sagen. Jeder muss dieses Geschenk des ewigen Lebens selbst annehmen. Jeder muss wissen, dass es keinen anderen Weg gibt, um gerettet zu werden. Das hat uns Jesus deutlich und verständlich für jeden gesagt. Jetzt liegt es an uns, dass wir Jesu Worte hören und ernst nehmen. Wir wissen, was es ihn gekostet hat, auf diese Welt zu kommen und sich den Menschen auszuliefern. Er tat es für uns und im Auftrag der Liebe Gottes zu uns Menschen. Was tun wir?
Wer Gottes Angebot der Errettung ignoriert, wie das ja noch immer geschieht, wozu feiert er Weihnachten? Wer die Worte Jesu nicht wirklich ernst nimmt, wozu nennt er sich Christ? Die eingangs erwähnten Bilder, mit denen Jesus uns sagte, worum es in unserem Leben geht, sprechen für sich. Doch glauben wir ihm?