01.02.2019

Wie viel Glück braucht der Mensch?

Im Grunde tragen wir alle eine schier unstillbare Sehnsucht nach paradiesischen Zuständen in uns. Denn wir sind zum Glücklichsein geschaffen! Oder kennen wir jemanden, dem es gefällt, in Schmerz und Leid zu leben? Wahrscheinlich nicht. Was uns antreibt, ist unsere Sehnsucht nach dem Glück, einer Art paradiesischem Zustand, und letztlich das Paradies, für das wir erschaffen sind, auch wenn wir es verloren haben. Doch irgendwie wollen wir alle dorthin zurück. Das Problem ist nur, dass wir in der Regel den Weg nicht finden und im Grunde darauf angewiesen sind, dass uns jemand diesen Weg zum Glück zeigt, der es weiß.

C. S. Lewis, der Autor der bekannten Narnia-Bücher, deren Verfilmung vor einigen Jahren um die Welt ging, einst Literaturprofessor in Oxford, schreibt in einem seiner Werke sogar: "Wir tragen ein Verlangen in uns, das durch kein natürliches Glück gestillt werden kann. Auf dieser Erde bleibt immer ein Rest von Enttäuschung." Tatsächlich gibt es unzählige Menschen, die, auch wenn sie alles haben, noch immer das Gefühl haben, es fehlt ihnen etwas. 

Durst nach Leben

Vielleicht ist es tatsächlich dieser "Durst nach mehr vom Leben", wie es in einem Buch von Rudolf Kring heißt, der uns antreibt und letztlich auch keine Ruhe lässt, bis er gestillt wird. Auch in der Bibel begegnen wir Menschen, die auf der Suche nach dem Glück waren. Die Frau am Brunnen z. B., der Jesus Christus ein schier unglaubliches Angebot macht, nachdem er sie zuerst um ein Glas Wasser bat. Ihr sagt Jesus: "Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, dann würdest du mich um das Wasser bitten, das du zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben. (...) Jeder, der dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hinein fließt." (Joh 4,10-14)
Es ist eine Tragödie unseres Lebens, dass wir zumeist ein Leben lang unsere selbst gebauten Brunnen aufsuchen, um unseren Durst nach Glück und mehr vom Leben zu stillen, während wir am Wasser, das Jesus Christus uns seit mehr als 2000 Jahren anbietet, achtlos vorbei gehen. Von den Brunnen, die wir uns graben, erhoffen wir uns, den Lebensdurst nach Liebe, Sex, Beziehungen, Geld und gesellschaftlichem Ansehen zu stillen. Die Bibel sagt, dass nur Gott uns diesen Durst stillen kann. Texte von Popsongs bringen es manchmal auf den Punkt. So heißt es im Lied von Christina Stürmer "Ich kriege nie genug!"
Aber Gott will nicht, dass wir uns ein Leben lang abplagen und dennoch "nie genug kriegen", er will auch nicht, dass wir uns nur mit vordergründigem Glück zufriedengeben. Er will, dass wir erkennen, dass wir für viel mehr geschaffen sind. Deshalb möchte er, dass wir endlich damit anfangen, die eine große Sehnsucht hinter all den Sehnsüchten unseres irdischen Daseins zu entdecken (vgl. Joh 17,3). Wenn auch Sie zu den Menschen gehören, die nie genug vom Leben kriegen, dann hat Jesus Christus die Antwort für Sie, denn er sagt: "Ich bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss." (Joh 10,10b) Jesus Christus will weder unser Geld noch unsere Zeit, sondern unser Glück: "Wer durstig ist, soll kommen, und wer von dem Wasser des Lebens trinken will, wird es geschenkt bekommen." (Offb 22,17b) Wer also möchte, dass seine Sehnsucht nach Glück gestillt wird, muss zu Jesus Christus kommen. Dann wird er erleben, wie Jesus seinen Durst stillt. Denn "das Glück ist weder außerhalb von uns, noch in uns" zu finden, so der französische Philosoph Blaise Pascal. "Das Glück", sagte er, "ist in Gott. Und wenn wir es in ihm gefunden haben, so ist es überall."

Macht der Glaube glücklich?

Christen bringen gute Voraussetzungen mit, um glücklich zu sein. Doch auch Christen sind nicht automatisch glücklich, nur weil sie Christen sind. Sie bringen nur die Voraussetzungen mit, um glücklich zu sein. Ernst Bai, der ehemalige Leiter der Seelsorgeabteilung des ERF Schweiz, schreibt: "Wenn Christen sich von Angst bestimmen lassen und sich zu viele Sorgen machen, so sind das keine guten Voraussetzungen, um glücklich zu sein." Das Gleiche gilt für Menschen, die sich zwar als Christen bezeichnen, aber ständig das Gefühl haben, zu kurz zu kommen und deshalb unzufrieden sind. Leider gibt es in den christlichen Kirchen noch immer Menschen, die genau diese Kennzeichen aufweisen. Schuld daran ist nicht selten eine mangelnde Kenntnis der Bibel, die uns klar und deutlich sagt, dass Gott in allem unser Glück will. Gott verspricht uns zwar nicht, dass alles glatt gehen wird, wenn wir zum Glauben an Jesus Christus kommen, aber er verspricht uns, dass er immer bei uns sein wird, selbst wenn wir Zeiten erleben, die nicht einfach sind. Es gibt unzählige Berichte von Menschen auf der ganzen Welt, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder sogar eingekerkert wurden, und die dennoch sagen konnten, dass sie erlebten, wie Gott bei ihnen war, sie tröstete und ihnen half. Das war so in den Arbeitslagern des Kommunismus, wo in der Sowjetunion und auch in China Tausende, die sich zum christlichen Glauben bekannten, interniert waren, wie auch in den muslimischen Ländern, wo in unserer Zeit wiederum Menschen darunter zu leiden haben, dass sie verfolgt werden, wenn sie sich zu Christus bekennen. Gott ist in Jesus Christus bei ihnen und hilft. Das erleben Bertroffene immer wieder.

Vergebung – eines der großen Themen

Eines der großen Themen, wenn es um unser Glück, unsere Freude und unseren Frieden geht, ist die Vergebung. Wer nicht imstande ist, anderen zu vergeben, wird auch als Christ nicht glücklich, zufrieden und voller Freude sein können. Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass Vergebung nicht in erster Linie für den gedacht ist, dem wir vergeben, sondern für den, der vergibt. Wie soll ich glücklich werden, wenn ich anderen ständig ihre Schuld "nachtragen" muss? Gott hat in Jesus Christus eine Möglichkeit geschaffen, anderen zu vergeben, um frei zu werden von dem, was andere uns antun. Das muss deshalb nicht unter den Teppich gekehrt werden. Doch weil Gott sich darum kümmert, können wir es loslassen und bereit sein zu vergeben. Wir können es Gott überlassen, wie er damit umgeht. Es ist nicht mehr unser "Problem", stattdessen können wir wissen, dass Gott alles kennt und weiß, während wir frei davon werden, um wieder neu das Glück zu erleben, dass Gott der Herr uns schenken will.

Irdisches Glück

Jetzt ist es tatsächlich so, dass vielen Menschen, insbesondere Christen, irdisches Glück oftmals verdächtig erscheint, während andere wiederum genau darin den besonderen Segen Gottes erkennen. Die Bibel spricht davon, dass beides nicht überbewertet werden soll. Wenn Gott uns in seinem Sohn Jesus Christus irdisches Glück erleben lässt, so können wir uns daran erfreuen. Doch sollten wir auch daran denken, dass dieses Glück vergänglich ist, wie alles auf dieser Welt vergänglich ist. Andererseit wird uns auch an keiner Stelle der Bibel gesagt, dass wir nur dann in unserem Glaubensleben vor Gott bestehen können, wenn wir alles Glück dieser Welt erleben. Zwar verspricht uns die Bibel, dass Gott uns unbeschreibliches Glück und überaus große Freude, Friede und Liebe schenkt – und das auch bereits jetzt auf dieser Erde. Gleichzeitig kann es aber auch sein, dass wir um Jesu willen verfolgt, verleumdet und verkannt werden. Beides ist möglich – und beides sagt nichts darüber aus, ob wir unter dem Segen Gottes stehen oder nicht. Was wirklich zu unserem Besten dient, werden wir erst in der Zukunft, d. h. nach unserem Tod, erkennen. Inzwischen ist unsere Aufgabe, Gott zu vertrauen und nicht daran zu zweifeln, dass er immer nur das Beste für jeden einzelnen von uns will, egal ob wir Verfolgung erleiden oder das Glück unseres Lebens erleben. Gott allein weiß, was das Beste für uns ist. 

Worin besteht das Glück des Christen?

Als Christ bin ich verbunden mit Jesus Christus, "der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat" (Gal 2,20). Ich lebe vom Geschenk der Vergebung. "Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit" (1Joh 1,9). Als Christen können uns die unterschiedlichsten Lebensumstände glücklich und zufrieden sein lassen, weil wir die besondere Nähe zu Gott, dem Vater, und zu Jesus Christus haben, die uns nichts und niemand nehmen kann. "Ob ich nun wenig oder viel habe, beides ist mir durchaus vertraut, und so kann ich mit beidem fertig werden: Ich kann satt sein und hungern; ich kann Mangel leiden und Überfluss haben." So schreibt es der Apostel Paulus in Philipper Kapitel 4, Vers 12. Als Christ kann ich dankbar sein für das, was ich habe. "Nie will ich verschweigen, was du für mich getan hast. Immer und ewig will ich dir danken, mein Herr und mein Gott!" (Ps 30,12). Wenn wir als Christen Gott lieben und ihm gehören, können wir sicher sein, dass er uns auch dann festhält, wenn wir durch Leiden und Schwierigkeiten gehen. Dazu lesen wir in der Bibel die Verheißung: "Weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgend etwas können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt." (Röm 8,39) Als Christen haben wir aber vor allem eine Hoffnung und eine Zukunft, die über den Tod hinausreichen: "Du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf." (Ps 73,23-24) Hinzu kommt, dass wir als Christen zur großen weltweiten Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi gehören: "Wer glaubt, dass in Jesus der Sohn Gottes erschienen ist, hat Gott zum Vater. Und wer den Vater liebt, der ihn gezeugt hat, wird auch alle anderen lieben, die vom selben Vater stammen." (1Joh 5,1) Als Christen wissen wir, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen. Dazu sagt der Apostel Paulus in einem seiner Briefe an die Gemeinde in Rom: "Wenn ihr also mit dem Mund bekennt: 'Jesus ist der Herr', und im Herzen glaubt, dass Gott ihn vom Tod auferweckt hat, werdet ihr gerettet." (Röm 10,9)

Von der Freude, Christ zu sein

Wir haben es schon eingangs erwähnt: Es gibt eine Sehnsucht in uns, die selbst in den größten Glücksmomenten da ist. Denn wenn wir auch alles im Leben haben, wollen wir dennoch mehr. Das kommt von daher, dass tief in uns ein unstillbarer Durst nach Glück und Liebe ist. Wir sind einfach so geschaffen. Deshalb finden wir die Erfüllung dieser tiefen Sehnsucht auch in keiner noch so großen Freude dieser Welt, sondern nur in Gott. Er ist die Fülle, die unsere Sehnsucht stillt und uns wunschlos glücklich macht – und das schon in diesem Leben, wenn wir beginnen ihm zu vertrauen, ihn zu lieben und uns ihm anzuvertrauen. Es ist keine billige Vertröstung, wenn wir sagen, dass jede wirkliche Freude von Gott kommt, denn Freude außerhalb und ohne Gott ist immer nur vorläufig und zumeist von kurzer Dauer. Glück und Freude ist wie die Grundmelodie unseres christlichen Glaubens, die die Sehnsucht nach der ursprüng­lichen Einheit mit Gott im verloren gegangenen Paradies in uns wachhält. Die Welt täuscht sich, wenn sie glaubt, sie könne ohne Gott glücklich sein. In Johannes Kapitel 14, Vers 27 sagt Jesus: "Meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann!" Das hebräische Wort für Friede ist "Schalom". Es ist der Inbegriff von Ganzheit, Lebensfülle, Gerechtigkeit und Heil an Leib und Seele. Jesus sagt nicht, dass wir als Christen jederzeit ohne Beschwernisse und Unannehmlichkeiten durchs Leben gehen werden. Aber er verheißt uns seinen Frieden, der "höher ist als unsere Vernunft" (vgl. Phil 4,7). Ob wir reich sind oder arm, ob die Welt uns zustimmt oder ob sie uns bekämpft, ob wir gesund sind oder krank – all das kann uns diesen Frieden und die Freude in Jesus Christus nicht nehmen. Dietrich Bonhoeffer, der 1945 im KZ starb, sagt in einem seiner Werke: "Bei Gott wohnt die Freude und von ihm kommt sie herab und ergreift Geist, Seele und Leib, und wo diese Freude einen Menschen gefasst hat, dort greift sie um sich, dort reißt sie mit, dort sprengt sie verschlossene Türen. Es gibt eine Freude, die von Schmerz, Not und Angst des Herzens gar nichts weiß; sie hat keinen Bestand, sie kann nur für Augenblicke betäuben. Die Freude Gottes ist durch die Armut der Krippe und die Not des Kreuzes gegangen; darum ist sie unüberwindlich, unwiderleglich. Sie leugnet nicht die Not, wo sie da ist, aber sie findet mitten in ihr, gerade in ihr, Gott; sie bestreitet nicht die ernste Sünde, aber sie findet gerade so die Vergebung; sie sieht dem Tod ins Auge, aber sie findet gerade in ihm das Leben. Um diese Freude, die überwunden hat, geht es. Sie allein ist glaubwürdig, sie allein hilft und heilt."

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