01.07.2015

Wie frei können wir sein?

Horst-Eberhard Richter, der große alte Mann der deutschen Friedensbewegung, Psychoanalytiker, Psychosomatiker, Sozialphilosoph und Autor zahlreicher Bücher, schreibt: „Erkämpfte bürgerliche Freiheiten bieten dem einzelnen einen erweiterten Spielraum. Aber dieser macht auch unsicher. Ein Gefühl der Verlorenheit kann zur Flucht aus der Vereinzelung führen." Wenn Freiheit zu Unsicherheit, Angst und Einsamkeit führt, wie Richter feststellt, heißt das, dass wir letztlich unfähig sind zu wahrer Freiheit. Welchen Sinn hat dann aber unser Kampf für die Freiheit, wie wir ihn immer wieder führen? Suchen viele Menschen nicht einfach nur Halt und Annahme, von der sie sich Geborgenheit und Sicherheit erwarten? Viele sehnen sich danach, so angenommen zu werden, wie sie sind, weil sie instinktiv zu wissen scheinen, dass nur dieses Angenommensein ihnen das gibt, was sie suchen, nämlich Sicherheit und Geborgenheit. Selbst wo es vordergründig nur um das Vergnügen zu gehen scheint, suchen Menschen letztlich oft nichts anderes als Halt und Geborgenheit. 

Was ist Freiheit?

„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" waren die Schlagworte der französischen Revolution. Am Ende waren Blut, Tränen und Unfreiheit das, was blieb. Gleiches gilt für den sogenannten „Arabischen Frühling", der im Dezember 2010 begann und bald darauf zu den schrecklichen kriegerischen Auseinandersetzungen und Grausamkeiten führte, mit denen wir seitdem täglich in den Medien konfrontiert werden. So geraten Menschen in ihrem Kampf um Freiheit immer wieder in Unfreiheit, mit nur wenigen Ausnahmen. Eine davon markiert das Jahr 1989, als in Ostdeutschland und anderen Ländern des Ostblocks der Drang der Menschen nach mehr politischer und religiöser Freiheit von einem durchschlagenden Erfolg gekrönt war, der bis heute andauert und vielen Menschen tatsächlich die ersehnte politische Freiheit gebracht hat, die sie sich erträumt hatten.

„Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen."
Worte Jesu in der BIBEL, Joh. 8,32

Was für das Streben nach Freiheit in politischer Hinsicht gilt, ist im kleineren gesellschaftlichen Rahmen nicht viel anders. Auch hier bringen erkämpfte Rechte oft nicht die ersehnte Freiheit. Wenn sich z. B. eine Frau von ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau emanzipiert und dadurch die Freiheit erringt, die sie sich gewünscht hat, sich durch die Wahl einer beruflichen Tätigkeit aber wieder in neue Abhängigkeiten begibt, was bleibt dann noch von der Freiheit? Vor allem wenn die häuslichen Pflichten bleiben und die beruflichen hinzukommen. Ihr Kampf um Freiheit führt letztlich zu einer Doppelbelastung. Ähnlich ist es, wenn heranwachsende Jugendliche sich in ihrem Selbstfindungsprozess von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien suchen, indem sie sich in Schulden stürzen und in finanzielle Not geraten. Noch schlimmer ist es, wenn sie auf ihrer Suche in die Versklavung einer Sucht oder Drogenabhängigkeit geraten.

Das christliche Europa geht zu Ende

Die abendländische Gesellschaft der Länder Europas ist derzeit dabei, sich von der vermeintlichen Vorherrschaft des Christentums zu befreien. Die Folge ist ein stark zunehmender Aberglaube, esoterischer Wunderglaube und ein rapides Erstarken islamischer Fundamentalisten. Auch hier können wir davon ausgehen, dass von der dadurch angestrebten Freiheit in der Praxis nichts bleiben wird.
Vielleicht sollten wir anfangen, anders über Freiheit zu denken und weniger von der Freiheit von etwas und mehr von einer Freiheit für etwas zu sprechen. Das wäre dann wie bei der Partnerwahl. Wer seinen Partner frei wählt, entscheidet sich letztlich auch für eine Bindung – die Bindung an seinen Partner.

Die Freiheit, an Gott zu glauben

Jesus Christus hat den Menschen eine ganz ähnliche Form der Freiheit angeboten, als er sagte: „Die Wahrheit wird euch frei machen." Die Menschen, zu denen er diese Worte sprach, waren davon überzeugt, dass sie frei waren. Deshalb protestierten sie und sagten: „Wir sind nie jemandes Knechte gewesen, wie kannst du davon reden, dass wir frei werden müssten?" Doch Jesus antwortete ihnen: „Ihr seid Sklaven der Sünde" (Joh. 8,32-34). Das empörte sie erst recht, weil sie glaubten, dass es auf sie nicht zutreffen würde. Genau das Gleiche erleben wir bis heute. Wir glauben, frei zu sein, stattdessen sind wir Sklaven unseres Verhaltens. Denn wahre Freiheit gibt es nur durch die Bindung an Jesus Christus. Wer also glaubt, frei zu sein, der ist es wahrscheinlich überhaupt nicht. 

„Deo servire libertas est." Das heißt übersetzt: „Gott dienen ist Freiheit."
Seneca (4 v. Chr. - 65 n. Chr.), römischer Politiker, Philosoph und Schriftsteller

Jesus Christus bietet uns diese wahre Freiheit an, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen. Als Heiland der Welt hat er für unsere Schuld am Kreuz bezahlt und uns aus der Sklaverei unserer Sünde erkauft. Wer in den Genuss dieser Freiheit kommen will, der muss an Jesus Christus glauben und sein Leben an ihn binden.

„Freiheit durch Bindung" – wie ist das zu verstehen?

Religiosität und Religion können einengen. Die Bindung unseres Lebens an Jesus Christus hingegen befreit. Es ist eine Freiheit, die wir dadurch erhalten, dass wir unser Leben an ihn binden, d. h. es an seinen Gebote ausrichten, seinem Wort vertrauen und nach seinem Willen leben. Wer so lebt, wird frei. Dafür gibt es viele Beispiele. Jesus Christus hat durch seine Auferstehung den Tod überwunden und lebt. Seither sind zahllose Menschen diesen Weg gegangen, haben begonnen, Jesus zu vertrauen und sind dadurch frei geworden. Frei von Angst, von Abhängigkeiten, selbstzerstörerischen Gewohnheiten und von Selbstsucht. Genau das kann und will Jesus jedem Menschen schenken, der ihm vertraut.

Wo Gott ist, ist Freiheit

„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (2. Kor. 3,17) Solche oder ähnliche Aussagen finden wir in der Bibel mehrfach. Deshalb können wir zu Gott kommen und erleben: Wo Gott ist, da ist Freiheit. Es gibt allerdings auch Christen, die diese Freiheit nicht erleben und deshalb auch nicht danach leben. Doch die Aussage der Bibel ist eindeutig. „Wo Gottes Geist ist, da ist Freiheit." Deshalb ist die Frage, von was für einer Freiheit die Bibel hier spricht. Ist es eine Freiheit, wie jeder sie sich wünscht? Ist es Freiheit von Angst, Einsamkeit und Menschenfurcht? Oder von welcher Freiheit ist hier die Rede?

„Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit."
Die BIBEL, 2. Korinther 3,17

Von welcher Freiheit spricht die Bibel?

Die Freiheit, von der die Bibel spricht, ist eine Freiheit, die unser ganzes Leben und unser ganzes Lebensgefühl bestimmt. Es ist die Freiheit, durch die wir uns nicht mehr scheuen, einen anderen Standpunkt zu vertreten, den andere vielleicht offen ablehnen. Gleichzeitig ist es die Freiheit, alles zu tun, um Gottes Segnungen und Verheißungen in unserem alltäglichen Leben direkt und unmittelbar zu erleben, so dass unser Leben dadurch reich und harmonisch wird und  voller Sinn, indem wir lieben, anstatt zu hassen, geben anstatt zu fordern, heilen anstatt zu verletzten. Denn wer nach den Prinzipien lebt, wie Jesus sie gelehrt hat, der erlebt, wie er durch sie frei wird, das Gute zu tun und dadurch wahres Leben zu erleben. Jesus Christus sagt: „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh. 8,32). Es ist genau die Wahrheit, die durch Jesus Christus in die Welt gekommen ist, die uns frei macht von allem, was unser Leben behindern, hemmen und ruinieren will. Wer sie ergreift, wird frei sein zu leben, wie er es sich in der Tiefe seines Herzens wünscht.

Das könnte Sie auch interessieren