01.10.2008

Wenn Beziehungen nicht gelingen, kommt die Einsamkeit

Individuelle Lebensgestaltung mit möglichst wenig Einschränkung führt dazu, dass wir feste Bindungen und verbindliche Beziehungen, die uns einschränken könnten, als Hindernisse empfinden, die es zu überwinden gilt. Die Kehrseite dieser Entwicklung sind Beziehungen auf Zeit, das Singledasein und ein Aneinander-vorbei-Leben in Ehe und Familie. Trennungen und Scheidungen einerseits und das Abschieben alter Menschen andererseits sind nur einige der Folgen.

Wenn die Einsamkeit kommt

Wenn dann aber die Einsamkeit kommt, wird dieses oft selbst gewählte Alleinsein besonders schmerzlich. Menschen können durch ihr Alleinsein wie auch durch den Verlust eines vertrauten Menschen völlig an den Rand der Gemeinschaft gedrängt werden.

Oft schaffen sie es nicht aus eigener Kraft, Kontakte zu suchen, um dem Netz der Einsamkeit noch einmal zu entkommen. Gefühle der Wertlosigkeit und Ablehnung, Verletzung und Verbitterung sind dann oft die Folge. Einsamkeit ist nicht erst in der heutigen Zeit verbreitet. Sie hat es schon immer gegeben, seit es Menschen gibt. Allerdings hat die Hektik und Geschäftigkeit unserer Zeit die verschieden Formen der Einsamkeit noch verschärft. Deshalb können wir heute inmitten einer Menschenmenge Einsamkeit erleben, weil keiner uns wahrnimmt.

Von Gott zur Gemeinschaft geschaffen

Der Mensch ist von Gott zur Gemeinschaft geschaffen. Das lesen wir in der Bibel ganz eindeutig. In diesem Sinne behindert alles, was Gemeinschaft verhindert und zerstört, unser Leben. Vielleicht ist es unser Stolz, der uns daran hindert, ehrlich zu uns selbst zu sein. Vielleicht machen auch wir uns Feigenblätter, wie es die ersten Menschen der Bibel taten, als Gott sie rief. Vielleicht möchten wir unsere Schwächen, unsere Schuld und unser Versagen verstecken und bleiben deshalb einsam. In jedem Fall erinnert uns die Einsamkeit daran, dass wir auf die Gemeinschaft mit Gott hin geschaffen sind und dass sich die Situation letztlich nur verändert, wenn auch wir uns verändern. Aus eigener Kraft allerdings gelingt es uns meist nicht, den Teufelskreis zu durchbrechen. Deshalb ist Gott in Jesus Christus in unsere Einsamkeit gekommen. Wie uns die Bibel berichtet, hat er sich als Mensch einsam gefühlt, weil er sich verletzlich gemacht hat, um uns den Weg zu Gott, dem Vater im Himmel, zu öffnen. Jesu Einsamkeit ging jedoch noch tiefer, als sie je ein Mensch erleben kann. Als er am Kreuz schrie: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?, erlitt er das größtmögliche Ausmaß an Einsamkeit.

Wenn uns einer in unserer Einsamkeit versteht, ist es Jesus

Weil Jesus für unsere Sünde diese Verlassenheit durchlitten hat, können wir die Folgen der Sünde überwinden. Indem wir sie bekennen und Gott um Vergebung bitten (1. Johannes 1, 5-10), vergibt Gott uns. Es gibt keinen besseren Weg aus der Einsamkeit und hin zu Gott und den Menschen als die Bitte um Vergebung. Sie schafft einen Neuanfang in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Einsamkeit wird immer dann am schnellsten überwunden, wenn wir umkehren von dem Lebenstil, der uns in die Einsamkeit geführt hat. Wenn wir unsere Hektik und unseren Drang nach Selbstverwirklichung aufgeben und bereit werden, einander in Liebe zu begegnen und zu ertragen. Wir müssen uns aufmachen, wieder neu an unseren Beziehungen zu arbeiten, und nicht einfach von den anderen Liebe und Entgegenkommen erwarten. Wer sein Leben in Beziehungen (vor allem auch mit einsamen Menschen) investiert, dessen Einsamkeit wird sehr schnell zu Ende sein.

Und dennoch ...

Weil unser Vertrauen zu Gott und zu unseren Mitmenschen in dieser Welt nie vollkommen sein kann, bleibt auch in der tiefsten menschlichen Beziehung immer noch ein Stück Einsamkeit zurück. Dieser Rest an Einsamkeit lässt sich nicht beseitigen. Ist es vielleicht deshalb, weil wir, wie eine kluge Frau einmal sagte, „den letzten Rest der Furcht voreinander nicht loswerden?“ Wie auch immer. Diesen Rest, diese Grenzen jeder Gemeinschaft müssen wir lernen anzunehmen. Wer dazu nicht bereit ist, wird auf andere Weise einsam, indem er aus der Enttäuschung an seinem Ideal die Versöhnung mit sich selbst und mit Gott verweigert. Denn die völlige Überwindung der Einsamkeit ist uns erst für den Himmel versprochen. Erst dort wird die Einsamkeit endgültig aufgehoben sein, weil die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen dort völlig ungetrübt sein wird. Wenn Sie die überwindbare Einsamkeit überwinden möchten:

  • Drücken Sie den Schmerz über die Einsamkeit vor Gott aus.

  • Stellen Sie sich ehrlich den Gründen für Ihre Einsamkeit.

  • Suchen Sie die Verantwortung für Ihre Einsamkeit nicht nur bei den anderen.

  • Machen Sie den ersten Schritt zur Versöhnung.

  • Fragen Sie sich: Welchem Einsamen kann ich beistehen?

  • Suchen Sie die Gemeinschaft mit anderen Christen, einer christlichen Gemeinde in Ihrer Nähe.

  • Vergessen Sie aber auch nicht, dass in der tiefsten Einsamkeit nur die Gemeinschaft mit Gott wirklich helfen kann (Psalm 73, 25-26).

 

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