01.04.2012

Was bedeutet uns Ostern?

Das Wissen um den Ursprung und die weltumspannende Bedeutung christlicher Feste hat in der Bevölkerung der Städte und immer mehr auch in der ländlichen Bevölkerung stark abgenommen. Laut einer Umfrage in Deutschland sagen sechs von zehn Befragten, dass Ostern für sie überhaupt keine religiöse Bedeutung mehr hat. Nur 14 Prozent geben an, dass sie an den Feiertagen einen Gottesdienst besuchen werden. Dagegen wissen sechs von zehn Personen bereits, dass sie keinen Gottesdienst besuchen werden. Detlef Pollack, Professor für Religionssoziologie an der Universität Münster meint, dass dieser Trend sich nicht nur fortsetzen, sondern sogar noch zunehmen wird. Das ist bedauerlich, verwundert andererseits aber auch nicht, denn viele Menschen wissen überhaupt nicht, welche tiefere Bedeutung sich hinter diesen Festen verbirgt. Das gilt vor allem für Ostern – mehr noch als für Weihnachten.

Was wissen Christen über Ostern?

An Ostern feiern Christen die biblisch überlieferte Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Christen glauben, dass Jesus am Karfreitag gekreuzigt wurde und am Ostersonntag von den Toten auferstand. Diese Auferstehung seines Herrn und Heilandes ist für einen gläubigen Christen der Beleg dafür, dass auch er nach seinem Tod auferweckt werden wird zu einem ewigen Leben mit Gott. Diese Überzeugung geht auf die Jerusalemer Urgemeinde zurück. Sie begann mit dem Jubelruf, der bis heute viele Ostergottesdienste weltweit eröffnet
(Lukas 24, 34): "Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!"

Christliches Ostern – jüdisches Pessach-Fest

Ostern wird jeweils am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Das ist die Zeit zwischen dem 22. März und dem 25. April. Damit ist Ostern ein sogenanntes bewegliches Fest und steht sowohl zeitlich wie auch von seinem tieferen Sinn her mit dem alttestamentlichen Pessach-Fest oder Passahfest in einer engen Verbindung. Passah (lateinisch: pascha; hebräisch: pessach) erinnert uns an den Auszug der Israeliten aus der Knechtschaft und Sklaverei in Ägypten. Die Bibel spricht ausführlich und eindeutig davon, wie Gott, der Herr, sein Volk, die Israeliten, durch das Rote Meer führt und dadurch aus Ägypten heraus und hinein in das gelobte Land, ein Land, in dem "Milch und Honig" fließen, wie es in der Bibel heißt. Das ist Israel.

Was feierte Jesus in der Nacht, als er verraten wurde?

Jesus feierte in der Nacht, in der er verraten wurde, mit seinen Jüngern das Passahmahl. Das berichtet uns das Lukasevangelium (Lukas 22, 7ff). Und im Johannesevangelium wird uns davon berichtet, dass der Hohe Rat der Pharisäer genau zu der Zeit das Urteil über Jesus fällte, als die Lämmer zur Feier des Passahfestes in den jüdischen Tempel gebracht wurden, wo sie anschließend geschlachtet wurden. Während also die einen mit ihren Lämmern in den Tempel gingen, um sie für das Passahmahl zu schlachten, gingen die anderen mit Jesus, dem Lamm Gottes, vor die Stadt nach Golgatha, um ihn zu kreuzigen und zu töten. Das zeigt den tieferen Zusammenhang zwischen Passahfest und Ostern, dem alttestamentlichen Fest der Befreiung Israels und Jesu Einsetzung des Abendmahls im neuen Testament der Bibel.

Pessach ist bis heute das höchste Fest in Israel –
Jesus deutete es auf sich

Wir wissen, dass Jesus, als er das Passahmahl mit seinen Jüngern feierte, das traditionelle Passahfest zum Anlass nahm, um daraus das Abendmahl, einen neuen Bund zwischen Gott und Menschen zu begründen. Jesus nahm das Alte, deutete es neu und schuf daraus das Abendmahl, wie Christen es in aller Welt bis heute feiern. Es lohnt sich, die Schilderung der Bibel von der Einsetzung des Passahmahles vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten zu lesen und dazu die Stellen des neuen Testamentes, wo Jesus diese symbolischen Handlungen, wie sie für das Passahfest vorgeschrieben sind, auf sich als das "Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt", bezieht. (Wer mehr darüber wissen möchte, kann dies u.a. in "Das Passah des Herrn. Eine aktuelle Auslegung" von Manuel Seibel und "Wozu Taufe und Abendmahl?" hrsg. von Christian Lehmann nachlesen. Beide Bücher sind erhältlich in der Buchgalerie) Im Rahmen des Passahmahls wird neben dem Lamm und verschiedenen Speisen und Kräutern auch Brot ausgeteilt, die sogenannte Matze, ein ungesäuertes Brot. Und es wird viermal ein Becher, bzw. ein Kelch mit Wein gereicht. Wie in der Passah-Liturgie üblich, nahm Jesus das Brot, brach es in Stücke und reichte es an die Tischgemeinschaft weiter. Während seine Jünger die Stücke weitergaben, sprach Jesus – ohne selbst davon zu essen – die berühmten Worte: "Dies ist mein Leib!", und er fuhr fort, "der für euch hingegeben wird." Damit sagte Jesus: Ich gebe mich für euch in den Tod. (Lukas 22, 19) Am Ende des Mahls nahm Jesus einen Becher mit Wein, sprach das Dankgebet und ließ ihn in der Tischgemeinschaft kreisen, wie es Sitte war, ohne selbst davon zu trinken. Während der Becher durch die Runde ging, sprach Jesus die Worte aus: "Das ist mein Blut, das Blut des neuen Bundes, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird." (Mt. 26, 28) Damit machte Jesus deutlich: Ich gebe mein Leben, damit eure Schuld bei Gott gesühnt werden kann. Dieses Sühneopfer schafft den neuen Bund zwischen Gott und den Menschen. Der Apostel Paulus spricht in seinem ersten Brief an die Korinther (Kap. 10, Vers 16) davon, dass wir als gläubige Christen durch den Kelch des Abendmahls Anteil haben am Blut Jesu. Jesus deutete das Passahmahl also ganz eindeutig auf sich hin. Ja, man kann sagen, das Passahmahl, das damals in Ägypten eingesetzt wurde, ist ein Abbild dessen, was Jesus später getan hat. Jesus ist das bei der Einsetzung des Passahlammes von Gott verlangte "fehlerlose Lamm", das geopfert wurde. Sein Blut bewahrt vor dem Todesgericht. Die Gemeinschaft, die das Mahl gemeinsam feiert, bildet eine Einheit, die Gott in die Freiheit führt. Diese Einheit wurde befreit, um Gott zu dienen. Gemeinsam wurden sie in eine neue Beziehung mit Gott gerufen. Und wie damals am Sinai Gott einen Bund mit seinem Volk geschlossen hatte, so schloss Jesus in jener Nacht einen neuen Bund zwischen Gott und uns Menschen. Beim Passahmahl des Alten Testaments galt der Bund Gottes mit den Menschen nur seinem Volk, den Israeliten. Der Bund des neuen Testamentes, den Jesus schloss, gilt allen Menschen. Wobei man auch hier genau hinhorchen muss. Jesus sagt: "Das Blut des neuen Bundes, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird." (Mt. 26, 28) Es ist hier von vielen die Rede, denn nicht alle werden diesen Bund mit Gott eingehen. Jesus hat sein Blut zwar für alle Menschen vergossen, aber die Versöhnung mit Gott werden viele annehmen, nicht alle. Es werden jene sein, die Jesus Christus als ihren Heiland und Herrn annehmen und ihr Leben darauf bauen, dass er sie aus dem Tod erretten kann und das auch tun wird. Das Passahmahl wird einmal im Jahr zur gleichen Zeit vom Volk der Juden in Israel und in der ganzen Welt zur Erinnerung an die Befreiungstat Gottes gefeiert. Das von Jesus eingesetzte Abendmahl wird bis heute überall auf der Welt, wo Christen sich versammeln und Gottesdienst feiern, zu seinem Gedächtnis gefeiert.

Was passiert, wenn wir gemeinsam Abendmahl feiern?

Das Abendmahl ist nicht nur eine Erinnerung an das Leiden und die Auferstehung Jesu, sondern drückt aus, dass wir durch dieses Mahl mit Brot und Wein Anteil haben am Segen des Leibes Jesu und dem Segen seines am Kreuz für uns vergossenen Blutes. Wer am Abendmahl teilnimmt, bringt damit zum Ausdruck, dass er Jesus Christus gehört, dass er den Tod Jesu für sich in Anspruch nimmt. Wer das Brot isst und den Wein trinkt, vergewissert sich, dass er durch das Blut Jesu mit Gott versöhnt ist. Das wiederum bedeutet nicht weniger als: Wir sind das neue Volk Gottes, wir sind befreit von den Mächten der Sünde und der Finsternis, befreit für ein neues Leben in einer engen Beziehung mit Gott – befreit, um für Gott zu leben. Wir nehmen in Form von Brot und Wein den Tod Jesu und sein Blut, das uns mit Gott versöhnt, für uns ganz persönlich in Anspruch. Wir besiegeln neu unseren Bund, unsere Beziehung mit Gott. Deshalb bekennen wir vor dem Mahl unsere Sünden, damit wir in einer gereinigten Beziehung mit Gott den Bund erneuern.

Das Gedenken an Jesu Tod am Kreuz

Karfreitag ist der Gedenktag an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Daher ein Tag der Trauer unter den gläubigen Christen. Am Karfreitag soll der Kreuzigung Jesu auf dem Hügel Golgatha vor den Toren Jerusalems gedacht werden. Trotzdem darf der Karfreitag nicht isoliert betrachtet werden. Denn genauso wichtig ist der Gründonnerstag, an dem Jesus verraten und dem Hohen Rat ausgeliefert wurde, von dem er am frühen Morgen des Karfreitags schuldlos zum Tode verurteilt wurde. Was aber wären Gründonnerstag und Karfreitag ohne die Osternacht, in der Jesus von seinem Vater im Himmel von den Toten auferweckt wurde? Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag sind Tage, die unendlich viel für uns Menschen bedeuten und daher bis heute von welthistorischer Bedeutung sind. Im 4. und 5. Jahrhundert sprach man bereits von den drei Tagen des Gekreuzigten, Begrabenen und Auferweckten. Das Österliche Triduum ist die "Feier vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn". Gemeint waren die Tage Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag; da nach jüdischer Tradition der Vorabend eines Tages bereits zum nächsten Tag zählt, begann diese dreitägige Feier bereits am Donnerstagabend.

Gründonnerstag

Heute wird am Gründonnerstag – neben dem Abendmahl – vielerorts die Fußwaschung vorgenommen. Der Tag ist geprägt durch das Gedenken an Jesu Liebe zu den Menschen, aber auch erfüllt von Trauer. Die Herkunft des Begriffes "Gründonnerstag" ist nicht ganz eindeutig. Wahrscheinlich wurde der Begriff von dem mittelhochdeutschen Wort "gronan" d. h. greinen, weinen, hergeleitet. Das wiederum könnte auf das Klagegebet Jesu am Abend im Garten Gethsemane zurückzuführen sein.

Karfreitag

Karfreitag steht als Todestag Jesu Christi. Es ist der Tag, zu dem uns in der Bibel ganz außergewöhnliche Ereignisse beschrieben werden. Wörtlich heißt es hier: "Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!" (Mt. 27, 52-54) Am Karfreitag zeigt Gott der Vater seine Liebe zum Leben und seine unbedingte Liebe zu uns Menschen. Er weiß, dass auf uns der Tod wartet und unternimmt alles, um uns davor zu retten. Dafür musste Jesus leiden und qualvoll am Kreuz sterben. Doch selbst jetzt drängt Gott seine Liebe noch immer nicht auf. Er lädt uns ein, sein Liebesangebot anzunehmen. Wer es aus freiem Willen annimmt und Jesus als seinen Herrn und Heiland anerkennt, der wird gerettet und wird nach seinem eigenen Tod auferweckt werden zum ewigen Leben mit Gott. Das ist die Botschaft der Bibel. Doch es hängt alles daran, dass ein Mensch dieses Angebot der Liebe Gottes annimmt und Ja sagt zu Jesus Christus. An diese unbändige Liebe Gottes zu uns Menschen, die dafür sogar das Leiden und Sterben am Kreuz auf sich nahm,  soll uns die Feier des Karfreitags erinnern.

Karsamstag

Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe Jesu. In den Kirchen bleiben die Altäre frei von Kerzen und Blumen. Vielerorts fasten und beten Menschen und erinnern sich damit an die Zeit bis zur Auferstehung des Herrn Jesus Christus. Die Feier der Auferstehung erfolgt in der

Osternacht

Die Nacht vom Samstag auf den Sonntag ist in vielen Kirchen und christlichen Gemeinschaften auf der ganzen Welt dem Licht gewidmet, das durch Jesus Christus in die Welt gekommen ist. Die Kreuzigung war die brutalste Hinrichtungsmethode im römischen Reich. Die Kreuzigung Jesu war gleichsam der Tiefpunkt der Weltgeschichte, an dem die Menschheit sich in ihrer Überheblichkeit und Dummheit dazu verstieg, den Sohn Gottes zu töten. Wir wissen, dass alle, die daran beteiligt waren, im Grund nur Helfershelfer war, die nicht wussten, was sie taten. Denn hinter dem Geschehen der Kreuzigung Jesu stand der Widersacher Gottes, der nun glaubte, den Sieg davonzutragen. Doch es kam alles anders. Gott erweckte Jesus Christus in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag aus dem Tode und machte so aus der größten Niederlage einen triumphalen Sieg. Tausende und Abertausende von Menschen konnten seit der Auferstehung Jesu Christi mit großer Gewissheit sagen: "Mein Herr lebt – und ich werde auch leben!" Es gibt unzählige Beispiele, wie Menschen am Ende ihres Lebens den Tod nicht mehr als Tod empfanden, sondern nur noch als einen Übergang vom diesseitigen Leben zu einem jenseitigen ewigen Leben bei Gott. Das waren die Menschen, die Jesus als ihren Herrn und Heiland angenommen hatten und ihr Leben mit ihm lebten. Sie konnten – und können bis heute – am Ende ihres Lebens sagen, was schon der Apostel Paulus ausrief: "Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?" (1. Kor. 15, 55)

Das Zeichen des Kreuzes

Möglich machte das alles der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung. In den Evangelien wird uns davon berichtet, dass Jesus um die neunte Stunde rief:
"Es ist vollbracht!" Dann, heißt es, neigte er das Haupt und verschied. Das war am Karfreitag gegen 15 Uhr. Dieses Zeichen des Kreuzes wurde zum Kennzeichen der Christen. Wir sehen es in Kirchen, an Wegen, in Wohnungen und auf Berggipfeln. Damit wurde das einstige Werkzeug der schändlichsten Todesstrafe zu einem gewaltigen Segenszeichen. Das Zeichen steht für den Opfertod Jesu und ist mit dem Thema Schuld und Vergebung verbunden. Der vertikale Balken symbolisiert die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, der horizontale Balken die Verbundenheit des Menschen mit den Mitmenschen. Das Kreuz als offiziell christliches Zeichen wurde im Jahr 431 n. Chr. durch das Konzil von Ephesos eingeführt.

Warum aber musste Jesus so qualvoll am Kreuz sterben?

Es ist die Sünde des Menschen, durch die die ursprüngliche Verbindung zwischen Gott und Mensch zerstört wurde. Diese Verbindung ist von entscheidender Bedeutung für den Menschen, weil nur dadurch Leben möglich ist. Von sich aus ist der Mensch aber nicht in der Lage, die Sünde und vor allem die Folgen der Sünde zu beseitigen, das kann nur Gott. Nur er kann durch sein Eingreifen diese Trennung überbrücken. Genau deshalb ging Jesus Christus, der Sohn Gottes, der selbst ohne Sünde war, freiwillig und stellvertretend für uns Menschen in den Tod, um durch seinen
Tod am Kreuz die Verbindung zwischen Gott und den Menschen wieder herzustellen. Jeder, der dieses Angebot annimmt, sagt damit Ja zu Jesus – und dadurch ist ihm die Errettung aus dem Tod und das ewige Leben ermöglicht.

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