01.06.2012

Schöne neue Welt

Laut Angaben des Deutschen Bundesarbeitsministeriums sind allein in Deutschland im Jahr 2010 mehr als 50 Millionen Arbeitstage wegen psychischer Erkrankungen ausgefallen. Ein Grund für die rapide Zunahme dieser Arbeitsausfälle sind ständig steigende Anforderungen und berufliche Unsicherheit. Die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen ist deutschlandweit von 33,6 Millionen Fehltagen im Jahr 2001 auf 53,5 Millionen 2010 angestiegen. Der Anteil an allen krankheitsbedingten Fehltagen erhöhte sich in dieser Zeit von 6,6 auf 13,1 Prozent. Als Gründe wurden steigende Anforderungen, erhöhte Eigenverantwortung und der flexiblere Einsatz des Personals genannt. Auch "diskontinuierliche Beschäftigungsverhältnisse" spielten eine Rolle, schreibt die Frankfurter Allgemeine. Viele Leiharbeiter arbeiteten unter Rahmenbedingungen, die die Gesundheit negativ beeinflussen. Zur Unzufriedenheit im Beruf komme unter anderem ein schlechterer Zugang zu Gesundheitsförderungsmaßnahmen. Besonders gefährdet sind Menschen, die im Gesundheitswesen sowie in Sozial- und Erziehungsberufen arbeiten. Die Zahl der Frauen mit Arbeitsausfalltagen wegen psychischer Erkrankungen oder Verhaltensstörungen ist noch deutlich höher als die der Männer. 2010 gingen mehr als 39.000 weibliche Beschäftigte aufgrund psychischer Erkrankungen in die Erwerbsminderungsrente – etwa doppelt so viele wie im Jahr 2000. Jede zweite dieser Frauen war im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Weitere Gründe für den psychischen Stress am Arbeitsplatz sind die Beschleunigung der Arbeitsprozesse aufgrund der Globalisierung sowie berufliche Unsicherheit. Zudem listet das Ministerium zunehmende Mobilitätsanforderungen, immer instabilere soziale Beziehungen aufgrund häufiger Berufs- und Ortswechsel und wachsende Konkurrenz am Arbeitsplatz auf. Der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit durch Handys wie auch die steigende Mobilität können die Psyche belasten, sagte der Arbeitswissenschaftler Professor Martin Schütte. In einer Befragung von 20.000 Arbeitnehmern unter Beteiligung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nannten die Beschäftigten vier psychische Belastungsfaktoren am häufigsten:

  • Hohe zeitliche Anforderungen bei der Arbeit

  • Mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten zu müssen

  • Ständig sich wiederholende Vorgänge

  • Störungen bei der Arbeit

Die kurzfristige Folge psychischer Belastung könne u. a. Arbeitsermüdung sein. Längerfristige Folgen sieht Schütte in Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Burnout. Wegen psychischer Leiden werden auch immer mehr Deutsche stationär behandelt, wie eine Studie der Krankenversicherungsgesellschaft Barmer GEK aufzeigte. Demnach waren es 2010 mit 8,5 von 1000 Versicherten mehr als doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren.

Massenphänomen Burnout

Das sog. Burnout-Syndrom beschreibt einen anhaltenden Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Geprägt wurde der Begriff erstmals 1974 von dem deutschstämmigen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger. Schätzungen gehen von rund neun Millionen Betroffenen aus. Burnout äußert sich unter anderem durch einen wechselnden Zustand von Erschöpfung und Anspannung, Unruhe und verminderte Leistungsfähigkeit. Hinzu kommen seelische und körperliche Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen. Nach Ansicht einiger Experten ist Burnout möglicherweise eine Stufe der Depression.

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