01.07.2018

Männer müssen Fragen stellen (dürfen)

In ihrem Buch aus dem Jahr 1981 schreibt die amerikanische Feministin Andrea Dworkin: Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck. Solche Zitate sind seit Jahrzehnten repräsentativ für eine gewisse Art feministischer Literatur, schreiben die amerikanischen Wissenschaftler Katherine Young und Paul Nathanson. Doch was steht hinter dieser Abwertung des Mannes? Wie konnte es überhaupt dazu kommen?
Geht es vielleicht letztlich um nichts anderes als die Zerstörung der Familie? Immerhin wissen wir, wie viele Kräfte und Organisationen in unserer Gesellschaft bereits seit Jahrzehnten daran arbeiten, die Struktur der klassischen Familie zu zerstören, um damit Menschen in die Isolation und Manipulierbarkeit hineinzutreiben. Die Demontage der Autorität des Mannes ist jedenfalls dazu geeignet, die von Gott eingesetzte Familie zu untergraben und zu zerstören – und genau das geschieht heute.

Ein Mann sein früher und heute

Früher galten Mut, Leistungswille und Eigenständigkeit, Originalität und Geschick als männliche Qualitäten. Heute wird Mut oft nur noch als Störfaktor angesehen, Leistungswille als krankhafter Ehrgeiz und männliche Eigenständigkeit und Originalität als Unfähigkeit zum Kompromiss, zu menschlicher Nähe und als Mangel an Kommunikationskompetenz. Dieser Prozess ist inzwischen schon so fortgeschritten, dass viele gar nicht mehr zu unterscheiden vermögen, wie sehr sie bereits selbst daran mitarbeiten, selbst wenn sie es vielleicht gar nicht möchten. Diese Beispiele finden sich auch bei Christen, die von der individuellen und von Gott gewollten Persönlichkeit eines jeden Menschen überzeugt sind und davon predigen, während sie sich im alltäglichen Leben anstelle des von Gott gewollten Mannes den Beamten wünschen, der in ihre vorgefertigen Schemata passt. Ein Mann, der seinen Weg geht und seine Bestimmung gefunden hat, wirkte schon immer fremd und unverständlich, inzwischen aber noch mehr als je zuvor. Deshalb scheint es mir berechtigt zu sein, dass Männer Fragen stellen dürfen (bzw. müssen). Denn Männer, die wieder Vorbilder sein können für andere, sind immer erst dann wieder vermehrt zu finden, wenn wir ihnen als Gesellschaft auch den Raum zur Entfaltung lassen. Das war früher schon allein durch die gesellschaftliche Norm weit mehr gegeben als heute.

Bildungssystem ohne Männer

Wo soll ein junger Bursche ein gesundes Selbstwertgefühl als Mann entwickeln, wenn männliche Eigenschaften überall nur noch als störend, unpassend, unangebracht und falsch empfunden werden und kaum noch Vorbilder zu finden sind, die einem vorleben, wie diese Eigenschaften so ausgelebt werden können, dass sie von den anderen auch als positive männliche Eigenschaften verstanden werden? Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer bekannten Inspektorin einer zentralen Schulstelle, die mir sagte, dass wir durch die Gehirnforschung eigentlich schon seit längerem wissen, dass unser Schulsystem nur für einen kleinen Prozentsatz von Schülern wirklich geeignet ist. Der Rest fällt durch dieses Raster. Jetzt können wir uns fragen, ob in diesem kleinen Prozentsatz mehr Mädchen oder Burschen zu finden sind. Die Antwort darauf ist einfach. Das Schulsystem ist vor allem auf die Eigenschaften von Mädchen ausgerichtet. Burschen, die morgen als Männer in der Gesellschaft stehen, bleiben auf der Strecke, werden als „nicht geeignet“ oder „unreif“ erklärt. Aber „unreif“ wofür?
Häufig haben sie auch gar nicht mal mehr einen Vater oder eine Familie, die ihnen noch etwas von einem gesunden „Mann-Sein“ vermitteln könnte. Die „vaterlose Gesellschaft“ ist nicht mehr nur ein Schlagwort, sie ist für viele eine Realität, vor allem in den Städten, aber zunehmend auch in den ländlichen Gegenden. Dabei bräuchten vor allem angehende Männer heute mehr denn je männliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren, denen sie nacheifern oder an denen sie sich messen können.

„Gestalte dein Leben nach der Weisheit, die Gott gibt, dann bist du in Sicherheit.“
Die BIBEL, Sprüche 28,26b

Doch in den Grund- und Mittelschulen und selbst in den höheren Bildungseinrichtungen gibt es kaum noch männliche Vorbilder. Von der Volksschule über die Mittel- und Oberschule bis hinauf zur Universität; in all diesen Bildungseinrichtungen arbeiten bereits hauptsächlich Frauen. Das ist ja auch gut, nur bringt es eben diese Konsequenz mit sich, dass junge Männer kaum bis gar keine Vorbilder mehr erleben, um eine gesunde Vorstellung von Männlichkeit für sich zu entdecken und zu entwickeln – und das hat Auswirkungen auf die Gesellschaft. Viele dieser Entwicklungen können durchaus gut gemeint und vielleicht auch durchaus notwendig gewesen sein, aber deren Auswirkungen führen bei heranwachsenden Menschen immer öfter zu Frustration, Entmutigung und lähmender Antriebslosigkeit. „Wenn wir wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen“, stand vor Jahren in einer bekannten Frauenzeitschrift zu lesen – genau das ist in den Jahren darauf geschehen. Heute sind Burschen im Bildungssystem die Verlierer. Es ist auch nicht zu erwarten, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Im Gegenteil; die Entwicklung wird sicher noch weiter in diese Richtung gehen. Es sei denn, dass wieder Menschen dagegen aufstehen und beginnen, die großen Zusammenhänge zu sehen, indem sie die Anweisungen der Bibel ernst nehmen. Entschiedene Christen waren schon öfters in der Geschichte solche „Vordenker“, die große Veränderungen eingeleitet und letztlich auch bewirkt haben. Wenn diese Veränderungen stattfinden, wird auch die Situation unserer Familien wieder verbessert werden. Denn eines ist sicher: Das eigentliche Ziel des Zerstörungungsprozesses, der hinter der Zerstörung des Selbstverständnisses des Mannes steht, ist nicht die Autorität des Mannes in der Gesellschaft, sondern die Institution Ehe und Familie. Denn darum geht es in diesem Prozess. 

„Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.“
Die BIBEL, Psalm 103,13

Wenn nämlich Männer heute immer mehr zu Emotionalität, Harmoniebedürfnis, Ruhe und Einfühlungsvermögen erzogen werden, würde man eigentlich meinen, dass es genau das wäre, was zu mehr Annäherung und Verständnis der beiden Geschlechter führt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Das zeigen die Erfahrungen aus den vielen Beispielen der psychologischen Beratungspraxis. Die Folge dieser Entwicklung ist nicht mehr Harmonie in den Ehen und Familien, sondern Verunsicherung. Männer leiden unter emotionaler Abhängigkeit oder ziehen sich zurück. Denn je „netter“ sie werden, umso mehr verlieren sie sich selbst. Das ist wie bei der Geschichte von dem Wolf, der sich in einem Schafspelz versteckte und irgendwann vergaß, dass er ein Wolf war und der Schafspelz nur eine Verkleidung. Daran zeigt sich einmal mehr, dass die Umkehrung aller Werte, die von der Schöpfung her vorgegeben sind, immer mit Problemen einhergeht, die oft völlig unerwartet auftreten. Wer sich vor solchen unschönen Folgeerscheinungen schützen will, muss die Bibel ernst nehmen, wo der Schöpfer alle wesentlichen Aspekte des Lebens hat niederschreiben lassen. Wir tun deshalb gut daran, wenn wir uns an ihm und seinem Wort orientieren und uns nicht blindlings Experimenten anschließen, deren Folgen wir später bereuen. Wie eine sehr bekannte österreichische Paartherapeutin meinte, die kurz nach dem Scheitern in ihrer eigenen Ehe in einer ihrer Kolumnen schrieb: „Jetzt haben wir jahrelang daran gearbeitet, die Männer so zu verändern, wie wir sie uns gewünscht haben. Und jetzt, wo wir sie endlich da haben, wo wir sie haben wollten, gefallen sie uns nicht mehr.“

 

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