01.08.2012

Immer mehr Kinder leiden an Depressionen und Angst

„Der kranke Geist führt immer die Seele und die erkrankte Seele den Körper in die Krankheit!“
Paracelsus (1493 - 1541), Arzt, Philosoph, Mystiker

Ärzte und Psychologen machen Leistungsdruck und Werteverfall, aber auch zu frühe Fremdbetreuung der Kinder dafür verantwortlich. Nach Angaben des Psychologen Thomas Schnelzer leiden bereits mehr als fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einer schweren Depression. Etwa zehn Prozent zeigen zumindest  depressive Symptome, so Schnelzer, Leiter einer Caritas-Erziehungs- und Familienberatungsstelle. Noch vor 20 Jahren habe man Depres­sionen bei Kindern für unmöglich gehalten. Heute erkranken bereits Fünf- oder Sechsjährige an depressiven Störungen. Fast die Hälfte aller 12- bis 17-Jährigen habe sich schon einmal mindestens zwei Wochen lang ohne nachvollziehbaren Anlass traurig und niedergeschlagen gefühlt.

Eltern sollten sich Zeit für ihr Kind nehmen, ihm sowohl Erfolgserlebnisse ermöglichen als auch zeigen, wie man mit Misserfolgen und Niederlagen umgeht. Ängste und Frus­trationen gehören zum Leben. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder Beispiele vorgelebt bekommen, wie man positiv damit umgeht.

Auch eine Folge der Krippen

Die Familientherapeutin Dr. med. Maria Steuer sieht einen weiteren Grund für die Zunahme von Depressionen bei Kindern in der frühen Trennung vieler Kinder von ihren Eltern. Sie sagt: „Depressionen sind oft auch eine Form der Bindungsstörung, denn wie soll ein Kind Urvertrauen und eine Bindung zu seiner Mutter entwickeln, wenn es schon mit einem Jahr in die Krippe geschickt wird?“ Wir wissen heute aus verschiedensten wissenschaftlichen Forschungen, dass das, was in früher Kindheit an Vertrauen und Lebensmut verloren geht, später nur sehr schwer wiedererlangt werden kann. Deshalb sollten Eltern die Verantwortung für ihre Kinder nicht auf andere abwälzen und insbesondere in den ersten Lebensjahren der Kinder die familiäre Einheit schützen, wo immer es möglich ist.

„Loben Sie Ihr Kind, wenn es Ihnen hilft, und danken Sie ihm dafür.“
Reinhold Ruthe (geb. 1927), Psychotherapeut, Bestsellerautor

Der bekannte Ehe-, Familien- und Jugendtherapeut Reinhold Ruthe sagt: „Intelligenz und Begabung hin oder her; was ein Kind voranbringt, sind Selbstvertrauen und Spaß daran, Neues zu entdecken und zu erlernen. Eltern können Kinder dazu ermutigen und motivieren oder sie kritisieren, verunsichern und verschrecken – beides hat seine Auswirkungen auf das Kind. Das eine negative, das andere positive.“

Tips für Eltern

Fünf Ratschläge, wie Reinhold Ruthe sie Eltern und Erziehern mit auf den Weg gibt:

  1. Reden Sie mit Ihrem Kind über seine Talente und Interessen! Das Kind freut sich über diese Aufmerksamkeit, fühlt sich ernst genommen und bestätigt.

  2. Vermeiden Sie pessimistische und sarkastische Sätze wie „Du bist ein hoffnungsloser Fall“ oder „Mit dir stirbt die Weisheit aus!“ Wenn Sie die schlechten Seiten Ihres Kindes betonen, darüber sogar meckern, nörgeln oder witzeln, erreichen Sie nur Aggression, Trotz und Hilflosigkeit.

  3. Stellen Sie Ihr Kind bewusst vor altersgemäße Herausforderungen! Nichts stärkt sein Selbstbewusstsein mehr als Aufgaben, die es bewältigt hat.

  4. Hören Sie genau zu, wenn Ihr Kind Ihnen erzählt, was es denkt und fühlt!

  5. Üben Sie Kritik, die weiterhilft! Wenn Sie Ihr Kind anschreien, verletzen Sie es und schüchtern es ein – Ihr Kind stellt dann auf „Durchzug“. Ruhige, sachliche Worte hingegen zeigen dem Kind, dass Sie es achten und lieben.

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