01.01.2014

Herausforderungen im dritten Jahrtausend

1. Globalisierung

Viel ist darüber geschrieben worden. Gefahren und Chancen sind bekannt. Doch der immer weiter voranschreitende Trend der Globalisierung verändert unser Leben mehr als wir denken und mehr als vielen lieb ist. Wer als Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz verloren hat oder als Arbeitgeber sich plötzlich einem ungeheuren Leistungsdruck ausgesetzt sieht, weil die Konkurrenz aus China oder Indien immer erdrückender wird, der weiß, wovon wir hier sprechen. Reisen und Warentransporte rund um den Globus in atemberaubender Geschwindigkeit sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere sind die Konsequenzen, die daraus erwachsen.

"Globalisierung und totale Vernetzung. Auf der Suche nach den verlorenen Gemeinsamkeiten, entfernen wir uns immer mehr voneinander."
René Simon, Prof. für Steuerungstechnik

Chancen und Gefahren der Globalisierung

Durch die Globalisierung können wir in Sekundenschnelle weltweit überallhin telefonieren oder über das Internet kommunizieren. Lebens-, Kommunikations- und Wirtschaftsräume sind größer geworden, als sie es noch vor einigen Jahren waren. Doch haben sie uns tatsächlich bereichert? Sind wir dadurch reicher geworden an echten, tragfähigen Beziehungen, harmonischen Ehen und Familien, glücklicheren Menschen? Reicher an lebensentscheidenden Werten wie Vertrauen, Verständnis und Treue? Das Leben vieler Menschen spielt sich heute nur noch im virtuellen Raum des Internet ab. Die sogenannten "Social Media" sind oft genug ein Ersatz für Beziehungen im realen Leben. Die Folgen sind Einsamkeit und Sehnsucht, die wiederum durch kommerzielle Angebote beantwortet werden. Das Geschäft von Partnervermittlungs-Agenturen boomt. Die Unterhaltungs- und Reiseindustrie gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Wie sehen Christen die Globalisierung?

Christen sehen in dieser Entwicklung viel Grund zur Sorge. Wobei gerade Christen bereits seit Jahrhunderten "Globalisierung" kennen und selbst praktizieren. Denn Jesus selbst gab seinen Jüngern den Auftrag, in alle Welt zu gehen und die frohe Botschaft der Erlösung allen Menschen zu verkünden. So gibt es überall auf der Welt Christen Schwestern und Brüder die sich zu dem gleichen Gott und Vater in Jesus Christus bekennen. Allerdings ist diese Form der Globalisierung eine völlig andere als die, die wir heute kennen. Denn während die christliche Globalisierung verbindet, Frieden schafft und Beziehungen herstellt, bewirkt die Globalisierung der Märkte und der elektronischen Kommunikation oft genau das Gegenteil. Dadurch ist sie zu einer der großen Herausforderungen des 3. Jahrtausends geworden, unter deren Folgen wir heute oft genug leiden.

"Wer Gottvertrauen gewinnen will, muss lernen, Dankbarkeit zu üben."
Friedrich Rittelmeyer (1872 - 1938), deutscher Theologe

2. Säkularisierung

Kirchenzugehörigkeit sagt nicht immer etwas über den Glauben eines Menschen aus. Trotzdem ist anzunehmen, dass die Austrittswellen aus den großen christlichen Kirchen Europas auch Auskunft geben über die Einstellung des einzelnen zum christlichen Glauben. In Deutschland sind es z. B. kaum noch 10 % der Bevölkerung, die sich sonntags an irgendeinem evangelischen oder katholischen kirchengemeindlichen Leben aktiv beteiligen. Dieser Prozentsatz spricht für sich. Hinzu kommt die weitgehende Säkularisierungs- und Liberalisierungstendenz innerhalb der Kirchen, die mit dazu beiträgt, dass Christsein seine Konturen immer mehr verliert. In den Kirchenregistern werden zudem immer mehr christliche Analphabeten als Christen geführt, von denen viele überhaupt keine Ahnung mehr haben von Gott, Jesus Christus, Gottes Wort, der Bibel, dem Heiligen Geist und einem Leben der Versöhnung.
Das alles zeigt, dass das Zeitalter des christlichen Abendlandes zu Ende geht oder bereits zu Ende gegangen ist. Selbst das Verlangen nach einer christlichen Beerdigung fängt an zu schwinden. In deutschen Großstädten sind es gerade noch 47 % der Menschen, die sich eine kirchliche Bestattung wünschen.

"Danket dem Gott des Himmels, denn seine Güte währet ewiglich."
Die BIBEL, Psalm 136,26

Die Lücke, die das Christentum hinterlässt, wird mit allen möglichen Angeboten gefüllt teils aus dem Bereich der Religionen, teils durch Aberglauben und Esoterik. Das können dumme, anspruchslose Formen eines Glaubens an den Mond oder irgendwelche Geister sein; Menschen fallen dennoch scharenweise darauf herein. In Deutschland treffen sich z. B. regelmäßig eine Million Menschen in esoterischen Zirkeln. Das sind in etwa so viele wie die durchschnittliche Anzahl der Besucher evangelischer Gottesdienste. Tausende haben sich in den vergangenen Jahren in den Buddhismus einführen lassen. Auch der Hinduismus ist weiter auf dem Vormarsch. Hexenkulte sind salonfähig geworden; Horoskope und Wahrsager haben Hochkonjuktur. Mehr als 100.000 Menschen in Deutschland beziehen ihre Einkünfte aus dem Bereich der Esoterik. Diese Zahl ist dreimal so hoch wie die der christlichen Seelsorger und Prediger.

3. Pluralisierung

Lange wurde eine sogenannte "Werte-Neutralität" gefordert, nun ist sie da. Werbung soll wertneutral sein. In Staatsbetrieben soll es keine religiösen Symbole mehr geben, der öffentlich-rechtliche Rundfunk wie auch das Fernsehen gibt sich offiziell wertneutral, ebenso viele andere öffentliche Stellen. Inzwischen merken wir jedoch alle, wohin uns diese Entwicklung gebracht hat und stellen wieder die Frage: Was ist der Mensch? Wer bestimmt über seinen Wert? Woher nimmt er seine Orientierung? Ist Selbstbestimmung das Maß aller Dinge? Und wenn was passiert, wenn die Selbstbestimmung eines Menschen mit der Selbstbestimmung eines anderen in Kollision gerät? Ab wann ist menschliches Leben schützenswert und vor allem auch bis wann? Wer entscheidet darüber und nach welchen Kriterien? In Deutschland werden derzeit offiziell jährlich 135.000 Kinder vor ihrer Geburt umgebracht in Wirklichkeit sind es wahrscheinlich bis zu 300.000. Doch wer legt fest, dass diese Menschenleben weniger wert geachtet sein sollen als die Selbstbestimmung ihrer Mütter?

"Man berührt den Himmel, wenn man einen Menschen betastet."
Novalis (1772 -1801), deutscher Dichter und Philosoph der Romantik

16 Jahre ist es nun her, dass Tim seine Abtreibung überlebte. Als in der pränatalen Diagnostik die Behinderung prognostiziert wurde, beschlossen seine Eltern zusammen mit dem Arzt, diesem Kind ein Leben nach der Geburt "nicht zuzumuten" wie es in fast 100 % aller Fälle geschieht, in denen Ärzte während der Schwangerschaft eine mögliche Behinderung feststellen. Doch es kam anders, denn wie durch ein Wunder überlebte Tim seine Abtreibung und ist nun leider aufgrund der Abtreibungsschäden und der fehlenden ärztlichen Versorgung nach der Geburt noch mehr behindert als zuvor prognostiziert worden war. In den Niederlanden ist Euthanasie an der Tagesordnung: Mehr als 10 % der 150.000 Todesfälle geschehen mit ärztlicher "Hilfe". Inzwischen gibt es dort sogar einen neuen Beruf, den des "Selbstmord-Beraters", dessen Dienste jährlich über 1.500 mal in Anspruch genommen werden. Währenddessen beklagen wir alle die Zunahme der Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. Doch wer will die junge Generation verurteilen, wenn sie lediglich den mangelnden Respekt vor dem Leben nachahmt, den ihre Eltern ihnen vorleben? Ist das nicht alles ein und derselbe Geist, der unsere Zeit bestimmt?
Wir leben in einer Zeit des Werte-Pluralismus. Deshalb stellt sich die Frage: Was verbindet uns eigentlich noch in unserem Werteverständnis? Besteht der einzige Konsens in dem, was die Mehrheit für richtig hält? Ist Demokratie am Ende gefährlich, wenn sie nicht mehr von einem Wertekonsens ausgehen kann? Wenn es keine unantastbaren Rechte mehr gibt insbesondere das Recht auf Leben könnte das nicht dazu führen, dass eine Mehrheit einer Minderheit das Recht auf Leben abspricht? Insbesondere wenn diese Minderheit ungeborene Kinder oder hilflose ältere Menschen sind? Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte gibt Antwort auf diese Frage. Die Folgen des Pluralismus sind eine der großen Herausforderungen des dritten Jahrtausends geworden. Wir werden sehen, wo uns diese Entwicklung noch hinführen wird, die undenkbar gewesen wäre, wenn Christen die politische Mitgestaltung der Länder, die sie bisher geprägt hatten, nicht aus Bequemlichkeit und Nachlässigkeit aufgegeben hätten.

4. Islamisierung

In Europa leben 10 Millionen Moslems; allein in Deutschland werden jährlich mehr Christen Moslems als umgekehrt Moslems sich zum christlichen Glauben bekehren. Vielerorts kann man in Deutschland schon nicht mehr von einer Integration von Ausländern sprechen, als vielmehr davon, ob Deutsche noch bereit und willens sind, sich in die multikulturelle Situation zu integrieren. Einst wurden Menschen aus der Türkei, dem Irak und anderen moslemischen Ländern nach Europa eingeladen, um unseren Wohlstand zu vermehren und unserer Bequemlichkeit zu dienen, indem sie Arbeiten übernahmen, für die wir uns zu schade waren. Inzwischen stellt diese Bevölkerungsschicht allerdings einen immer höheren Prozentsatz der Gesellschaft. Insbesondere in den Schulen. Hiesige Paare haben kaum noch Kinder, ausländische Frauen hingegen haben oft viele Kinder. Die damit verbundenen Herausforderungen sind vielen bis heute nicht wirklich bewusst. Denn entweder sind die kulturellen Werte unserer Gesellschaft so stark, dass sich die ausländischen Mitbürger daran orientieren oder sie werden mit ihren kulturellen und religiösen Überzeugungen unsere Länder so weit verändern, bis wenig oder nichts mehr davon übrigbleibt. Offensichtlich ist gerade Letzteres derzeit der Fall.

"Auch wenn es die meisten Muslime nicht wahrhaben wollen, der Terror kommt aus dem Herzen des Islam, er kommt direkt aus dem Koran."
Zafer Senocak (*1961), türkischer Schriftsteller

In sehr vielen deutschen Städten gibt es bereits sogenannte Ausländer-"Ghettos". Die Bereitschaft ihrer Bewohner zur Integration ist vielfach gar nicht mehr gegeben. Religion und Kultur anderer Länder und Völker gewinnen so immer mehr an politischem Einfluss vor allem die innerhalb des Islams voranschreitende Radikalisierung in Form des Islamismus. Islamische Verbände fordern immer mehr Rechte und Anerkennung für sich. Forderungen nach Moscheen, Minaretten, islamischem Religions­unterricht und der Beachtung religiös-kultureller Riten in Krankenhäusern und auf Friedhöfen sind es heute. Was wird es morgen sein? Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, durchgeführt in sechs europäischen Ländern mittels 9.000 Telefoninterviews unter Zuwanderern aus der Türkei und aus Marokko, kommt zu dem Schluss, dass 55 Prozent der befragten Muslime in Österreich als "eingefleischte Fundamentalisten" zu bezeichnen sind. 44 Prozent sind es im Durchschnitt der sechs Länder, in denen die Studie durchgeführt wurde: Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich und Schweden.
Die Initiatoren warnen ausdrücklich davor, diese Herausforderung unserer Zeit zu unterschätzen. Sie plädieren für Aufklärungskampag­nen und einen breiten öffentlichen Diskurs über dieses brisante Thema, das die gesellschaftlichen Fundamente der europäischen Staaten radikal in Frage stellt und über die Diskrepanz in der Geburtenstatistik auf lange Sicht aushöhlt. Doch es gibt noch weitere große Herausforderungen in unserer Zeit.

5. Sexualisierung

Es ist nicht nur das Internet, das die Sexualisierung der Gesellschaft in den letzten Jahren vorangetrieben hat. Die Medien allen voran das Privatfernsehen aber auch politische Verantwortungsträger haben das Ihre dazu beigetragen, eine Situation heraufzubeschwören, die viele nur noch sprachlos macht. Dennoch müssen wir heute damit leben, dass schon Kinder über das Internet uneingeschränkten Zugang zu pornographischen Videos, Texten und Bildern haben, wovon sie vieles nie imstande sein werden einzuordnen. Was auf diesem Gebiet innerhalb weniger Jahrzehnte passiert ist, übersteigt jede Vorstellungskraft. Der Soziologe Prof. Dr. Thomas Schirrmacher schreibt in einem Artikel zu diesem Thema: Pornographie ...

  • ist die totale Vermarktung der privatesten Sache der Welt;

  • macht Sexualität käuflich und damit wertlos, denn denen, die an Pornographie Millionen verdienen, ist jedes Mittel recht, um noch mehr daran zu verdienen;

  • entpersonalisiert die Sexualität. Das Gegenüber ist nicht mehr eine geliebte Person, sondern ein anonymes Sexualobjekt;

  • macht süchtig wie andere Suchtmittel und ist der Einstieg in die Welt der Droge "freie Sexualität", die jede Verantwortung für das eigene Handeln leugnet.

  • Pornosucht lässt sich psychologisch-medizinisch mit anderen Arten der Sucht und ihren Stadien und Symptomen vergleichen.

Sexualität aus ihrem Zusammenhang zu reißen, beraubt den Menschen seiner Würde; der Sexsüchtige verliert seine Willensfreiheit und wird zu einem Sklaven. Pornographie macht süchtig das ist wissenschaftlich bewiesen. Christa Meves bezeichnet Pornographie als "dumme Sünde, weil sie einen Teil der Natur des Menschen an die Stelle Gottes setzt." In einem Artikel zum Thema schreibt sie, dass es auch für diese "Sünde nur einen gangbaren Weg gibt. In Buße und Reue hin zu Jesus Christus, der uns allein unsere schwere Schuld abnehmen und uns in echte Liebe und Freiheit führen kann."

"Jede Unwissenheit ist bedauerlich, aber Unwissenheit auf einem so wichtigen Gebiet wie der Sexualität ist eine ernste Gefahr."
Bertrand Russell (1872 -1970),
britischer Philosoph, Mathematiker und Logiker

In einem Interview, das der ERF mit Rolf Trauernicht, dem Leiter der Beratungsstelle für Seelsorge und Sexualethik in Deutschland, Weißes Kreuz e.V., geführt hat, sagte dieser über das Einstiegsalter von Kindern zum Pornokonsum: "Das beginnt häufig schon im Alter von sechs bis zehn Jahren, das durchschnittliche Einstiegsalter ist elf Jahre." Das liegt insbesondere an der freien Zugänglichkeit von pornografischen Seiten im Internet, da viele Kinder schon sehr früh Internetzugang haben. Es liegt auch daran, dass sie schon auf dem Schulhof auf den Handys anderer Kinder oder sogar daheim von älteren Geschwistern angeleitet werden. Oder sie finden pornografische Zeitschriften. Für Kinder sind das oft traumatische Erlebnisse, die eine verfrühte Sexualisierung zur Folge haben können. Jugendliche entwickeln oft auch falsche Vorstellungen von Schönheit, da die Personen, die sie im Internet sehen, meist sehr schön sind. Sie haben dann Mühe, Partner zu finden, weil diese ihren Schönheitsidealen nicht entsprechen. Hinzu kommt, dass sich falsche Frauenbilder entwickeln. Im Internet haben Frauen immer Lust und Zeit, im Leben ist das anders. Eltern sollten jedenfalls nicht davon ausgehen, dass ihre Kinder noch nie Pornos angeschaut haben. Das tun alle Kinder, weil sie gar keine andere Wahl haben, da sie alle mit dem Internet aufwachsen. Eltern müssen daher die Zeit des Internetzugangs kontrollieren und begrenzen. Sie sollten mit ihren Kindern darüber reden, was sie sich anschauen und ob in der Schule dieses Thema behandelt wird. Meistens jedoch ist es im Unterricht nirgends präsent, das ist eine enorme Lücke im Lehrplan."

"Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei."
Die BIBEL, 1. Mose 1,26

Auf die Frage, welche Auswirkungen Pornografie auf eine Partnerschaft hat, meinte der Experte: "Es gibt genügend wissenschaftlich anerkannte Studien darüber, dass Pornografie für die Sexualität und die Beziehung schädlich ist. Das Sexangebot hat direkte Auswirkungen auf den Anstieg der Scheidungsrate. Der Partner ist unzufrieden mit ihr oder ihm, weil sie oder er nicht an das heranreicht, was er oder sie im Internet sieht. Die reale Sexualität wird verachtet. Ich habe häufig mit Menschen zu tun, die sagen: ‚Ich habe überhaupt keine Lust, eine wirkliche Frau kennenzulernen, weil ich mir im Internet ständig neue anschauen und wechseln kann. Es ist für mich einfach unattraktiv, eine Beziehung einzugehen.‘" Wer sich dementsprechende Studien ansieht, dem fällt auf, dass die heute Sechzigjährigen mit 30 Jahren zu 60 Prozent verheiratet waren. Heute sind nur noch 15 Prozent der Dreißigjährigen verheiratet. Das hat auch damit zu tun, dass viele ihre Sexualität außerhalb einer Beziehung leben, zum Beispiel im Internet.


 

Das könnte Sie auch interessieren