01.02.2017

Gottes Weg mit dem Volk der Juden

Wer jedoch die Wege studiert, die Gott mit seinem Volk der Juden und auch mit Israel als Staat gegangen ist und bis heute geht, der wird immer wieder staunen und vielleicht auch beginnen, sein eigenes Gottesbild zu hinterfragen. Am Beispiel Israel sehen wir auch, wie Gott in seinem Umgang mit Menschen handelt. Er erwählt sich ein Volk. Diese Auserwählung Israels ist der erste Schritt Gottes auf dem Weg hin, die Menschheit zu segnen. „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“, sagte Gott (1. Mose 12,3). Wer das verstanden hat, kann niemals feindlich gegen das Volk der Juden Juden gesinnt sein.

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Israel und wir Christen

mit
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Johannes Gerloff

Israel – Gottes erwähltes Volk

Gottes Segens- und Heilsplan wird durch ein kleines, schwaches und vor allem benachteiligtes Volk in der Geschichte der Menschheit Wirklichkeit. Von Ismael, dem älteren der beiden Söhne Abrahams, lesen wir, dass er stark und zahlreich werden wird. Sein jüngerer Bruder Isaak hingegen war zart. Aber er war der Sohn der Verheißung, während Ismael der Sohn des Ungehorsams gegenüber Gott war.  Eine Generation später war es wieder genauso. Esau war stark und grobschlächtig. Jakob hingegen nicht. Dennoch erwählte Gott Jakob. Wir Menschen denken und handeln oft ganz anders. Doch Gott erwählt sich zumeist das, was in der Welt nichts gilt. Man kann sich fragen, warum Gott das Unbedeutende erwählt, doch das bringt wenig. Gott handelt so. Im
5. Buch Mose, im Alten Testament der Bibel sagt Mose einmal zum Volk Israel: „Nicht weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern – sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat.“ (5. Mose 7,7-8)

Die zwei Hauptverheißungen für Israel

Da ist einmal die Verheißung des Landes Israel und dass Israel ein gesegnetes und trotz aller Verfolgungen lebensstarkes Volk wird. Wer Israel segnet, der wird gesegnet. Diejenigen aber, die Israel Böses wollen, geraten in Not und müssen viel Leid ertragen. Die zweite Elementarverheißung für Israel ist die Sinai-Verheißung in 2. Mose 19,5-6. Gott bestimmt sein auserwähltes Volk zu Priestern und Königen für die Menschheit. Diese Verheißung ist im Gegensatz zur Abrahams-Verheißung an eine Bedingung gebunden, nämlich an Israels Gehorsam. Seit Pfingsten vor 2.000 Jahren sind viele Juden an Christus gläubig geworden und haben viel Segen in die Welt gebracht. Endgültig erfüllen wird sich die Sinai-Verheißung aber erst im neuen Jerusalem, wo 144.000 jüdische Männer Gott und Christus dienen und die Völker regieren werden: „Seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein … und sie werden regieren von Äon zu Äon.“ (Offb. 22,3.5)
„Denn der Herr wird handeln, indem er sein Wort auf der Erde erfüllt und durchsetzt.“
Die BIBEL, Römer 9,28

Die Ablehnung Israels durch die Völker

Jede Auserwählung weckt Neid. Das gilt auch für Israel. Die Geschichte Israels kann demzufolge auch als eine Neidgeschichte der Völker auf die Auserwählung Israels gesehen werden. Die Ablehnung Israels zieht sich durch die Weltgeschichte, seitdem es dieses Volk gibt. Schon die kanaanäischen Völker wollten Israel nicht bei sich dulden, geschweige denn über sich. Immer wieder geht es um dieses „Wohlan – sprechen sie – lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk mehr seien und des Namens Israel nicht mehr gedacht werde!“ (Ps. 83,5) Antijudaismus durchzieht auch die Kirchengeschichte. Schon die frühen Kirchenväter entwickelten die Substitutionstheologie, durch die die noch nicht eingelösten biblischen Israelverheißungen kurzerhand auf die Kirche übertragen wurden. Diese Sicht entspricht nicht dem biblischen Heilsplan. Wir dürfen uns fragen, wer ein Interesse daran hat, den Heilsplan Gottes zu zerstören. Israels Geschichte war immer auch Straf- und Gerichtsgeschichte
Von Anfang an ist in der biblischen Überlieferung die Geschichte Israels verwoben mit Straf­akten Gottes. Sie zeigen, dass Gott sein auserwähltes Volk als seinen „erstgeborenen Sohn“ ernst nimmt. „Deine Bosheit ist schuld, dass du so geschlagen wirst, und dein Ungehorsam, dass du so gestraft wirst. Und du musst innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und ihn nicht zu fürchten, spricht Gott, der Herr Zebaoth.“ So lesen wir im 5. Buch Mose, und was Gott über Mose angedroht hatte, erfüllte sich. Israel wurde immer wieder heimgesucht von Unfrieden, Unruhe und Unglück in jeder Form. Immer wieder gab es Demütigungen, Rückschläge, Niederlagen, Deportationen und Vernichtungsmaßnahmen. Vom 38-jährigen Wüstenzug angefangen, über die Reichsteilung 926 v. Chr., die Deportation der zehn Nordstämme 722 v. Chr., die Zerstörung Jerusalems und des Tempels und die Deportation durch Nebukadnezar in den Jahren 586/87 v. Chr., die Fremdherrschaft der Medo-Perser, der Griechen und Römer bis hin zur erneuten Zerstörung Jerusalems und des Tempels 70 n. Chr.
„So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, ich will sagen zum Norden: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.“
Die BIBEL, Jesaja 43,5-7
Dann kam die lang anhaltende Zeit der Zerstreuung unter die Völker mit Einzelvertreibungen, Verfolgungen und Unterdrückungsmaßnahmen. Und am Ende unseres Zeitalters wird nach der Prophetie Daniels (Dan. 7,25) noch einmal ein Herrscher kommen, der die „Heiligen des Höchsten zerreiben wird.“ So heißt es hier wörtlich. Und dennoch wird die Untreue der Israeliten Gottes Treue niemals aufheben.

Die Christusblindheit Israels

Kein Volk weiß so viel von Gottes Heilsabsichten, keines hat so viele Wunder erlebt, hat so viele Messias- bzw. Erlöser-Verheißungen bekommen wie das Volk Israel. Insofern ist und bleibt die Chris­tusblindheit Israels ein Rätsel. Im 8. Kapitel des Johannes-Evangeliums ist uns ein Streitgespräch zwischen Jesus und den jüdischen Oberen überliefert, in dem Jesus ihnen vorhält, dass sie trotz Auserwählung Knechte der Sünde geblieben sind. Sie erwidern, dass sie als Nachkommen Abrahams ein freies Volk sind. Er antwortet, dass sie nur durch den Sohn von der Knechtschaft der Sünde frei werden können. In Röm. 2,3 und Röm. 9-11 ist davon die Rede, dass kein Mensch durch Bemühungen um das Gesetz vor Gott gerecht werden kann. In Mk. 11,14 wird uns davon berichtet, dass Jesus einen Feigenbaum verflucht, der keine Früchte trägt. „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir bis in den Äon hinein.“ Das griechische Wort „aion“ wird meistens mit „Ewigkeit“ übersetzt. Doch das ist falsch. Äon ist vielmehr ein bestimmter Zeitabschnitt in Gottes Heilsplan. Jesus macht hier eine prophetische Aussage: Israel wird in diesem Äon zwischen dem ersten und zweiten Kommen Christi keine geistliche Frucht tragen. Nach der Wiederkunft Christi allerdings wird sich das total ändern. Jetzt bleiben Bekehrungen jüdischer Menschen zu Christus eine Ausnahme, nach der Wiederkunft Christi auf diese Erde werden sie die Regel sein.

Die große Bedrängnis und der Ansturm der Völkerheere

Als von Gott auserwähltes Volk ist und bleibt Israel ein Fremdkörper in unserer Welt. Bereits jetzt zeichnet sich eine immer aggressiver werdende Ablehnung durch den militanten Islam und eine immer stärker werdende Isolierung Israels ab. Jerusalem ist das zentrale Streitobjekt. Israel hat 1950 und 1980 Jerusalem zur Hauptstadt erklärt, 1988 zog die PLO nach und erklärte Jerusalem ebenfalls zur Hauptstadt – aber eines künftigen Palästinenserstaates. Beide Erklärungen sind international nicht anerkannt worden und zeigen das Konfliktpotential, das keine Diplomatie ändern wird. In biblisch-heilsgeschichtlicher Perspektive ent­wickelt sich Jerusalem immer mehr zum „Tau­melbecher“ und „Laststein“, an dem sich die Völker wund reißen werden, wenn sie sich gegen Jerusalem versammelt haben (Sach. 12,2f). Der Israelhass der Welt wird sich noch einmal endgültig und abschließend entladen. Auch Ps. 2 und die Offenbarung (Offb. 16,12-16) kündigen uns an, dass sich alle Herrscher der Welt zu einem letzten Kampf gegen Israel und den wiederkommenden Christus versammeln werden. Das Buch Daniel gibt darüber Aufschluss, dass sich ein ganz besonderer Herrscher an die Spitze dieser Weltrevolte stellen wird (Dan. 7,24f). Er wird in Jerusalem residieren, viele aus Israel zum Glaubensabfall verführen und sich als Gott verehren lassen (2. Thess 2,3f), und er wird viele töten, die ihn nicht anerkennen (Offb. 13,7). Das wird die große Bedrängniszeit sein, die in Dan. 12,1 für Israel angekündigt ist und nach Dan. 7,25 dreieinhalb Zeiten andauern wird. Schließlich wird der wiederkommende Christus zusammen mit den wieder auferweckten jüdischen Märtyrern eingreifen und die versammelten Israel- und Christusfeinde vernichten (Offb. 19,11-21).
Gott spricht: „Ich will die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden.“
Die BIBEL, Amos 9,14

Die zeitweilige Verstockung Israels

Gott hat sein Volk „nicht verstoßen“, vielmehr hält Gott in seiner Liebe an Israel fest. Das stellt auch das Weinberg-Gleichnis Jesu nicht in Frage (Mt. 21,33-46). Wenn aber die „Zeiten der Heiden“ abgelaufen sind (Luk. 21,24), wird Israel die neue Gnade empfangen. Dann wird sich die gleichnishafte Josefs-Geschichte erfüllen. Denn so wie Josef sich seinen Brüdern zu erkennen gegeben hat, wird sich auch Jesus seinem Volk zu erkennen geben. Das wird sein, wenn Christus mit Macht und Herrlichkeit wiederkommt, in der großen Bedrängniszeit. Dann heißt es für Israel: „Erhebt eure Häupter!“ (Luk. 21,28). Das ist ganz wörtlich gemeint. Blickt weg von der Erde, vom Verführer, hinauf zum Himmel, von wo der wahre Messias kommen wird.

Der neue Bund mit dem Volk Israel

Der Prophet Jeremia hat seinem Volk eine Zeit angekündigt, in der Gott mit Israel einen neuen Bund schließen und sein Gesetz in ihr Herz hineinlegen wird (Jer. 31,31-34). Hesekiel hat dieses Geschehen zweimal bestätigt, als er ankündigte, dass Gott ihr steinernes Herz wegnehmen und ihnen dafür ein fleischernes Herz geben wird (Hes. 11,19; 36,26). Das wird am Ende unseres Zeitalters sein, wenn Chris­tus vor den Augen aller zurück auf diese Erde kommt, um sein Reich aufzurichten. Sacharja schreibt dazu: „Sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben.“ (Sach. 12,10). Und auch Johannes schaut dieses Geschehen, wenn er schreibt: „… es werden wehklagen alle Stämme des Landes.“ (Offb. 1,7) Im Urtext steht nicht „alle Geschlechter der Erde“, wie oft übersetzt wird. Viele Juden werden dann den tiefen Irrtum ihrer Väter erkennen. Der Prophet Jesaja spricht davon bereits in dem uns bekannten Gottesknechtslied Jes. 53: „Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“ (Jes. 53,4-6). Auch Paulus weist in Röm. 11,26 darauf hin, dass „ganz Israel“ gerettet werden wird.

Der Dienst Israels auf der neuen Erde

In seiner Endzeitrede weist Jesus noch einmal darauf hin, dass das jüdische Volk bestehen wird bis in die Zeit der Vollendung dieses Äons (Mt. 24,34). Jesaja schaut sogar noch weiter. Die Juden sind das Segensvolk für alle Menschen (Abrahams-Verheißung) und es soll ein heiliges Priestervolk die Menschheit regieren (Sinai-Verheißung). Viele Christen glauben, dass das Handeln Gottes mit dem Endgericht und der Entrückung der Gemeinde zu Ende geht. Aber Gottes Liebe und Schöpfertum gehen weit darüber hinaus. Wann werden all diese gewaltigen Erneuerungen der Schöpfung eintreten? Nach dem Zeugnis der Offenbarung im Anschluss an die Gerichtsakte des wiederkommenden Christus. Ich denke, wir müssen uns das so vorstellen, dass die Natur wieder all die paradiesischen Züge tragen wird, aber ohne dass die Menschen wieder vom Widersacher Gottes verführt werden. In der Bibel wird uns davon berichtet, welche Aufgabe das Volk Israel dann haben wird. Nach Dan. 7,27 wird es das Regierungsvolk der neuen Erde sein. „Die Herrschaft, die Macht und Gewalt über die Reiche der Welt unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Herrschaft ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“ Eine besondere Aufgabe bekommen nach dem Zeugnis der Offenbarung die jüdischen Märtyrer der großen Bedrängniszeit. Sie erhalten einen unsterblichen Leib (Offb. 20,4). Sie wirken mit beim tausendjährigen Endgericht über die Toten (Offb. 20,4-6.11-15). Sie werden gewürdigt, im Neuen Jerusalem Gott und Christus von Äon zu Äon zu dienen und die Völker zum Heil zu führen. So wird sich auf der neuen Erde endgültig erfüllen, was Jesus zur Samariterin gesagt hat: „Das Heil kommt von den Juden.“ (Joh. 4,22). Wir tun also gut daran, wenn wir uns mit all diesen Zusammenhängen auseinandersetzen und die Bibel daraufhin studieren. Denn spätestens durch die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 sind wir diesem Geschehen näher als je zuvor. Ob die Völker sich gegen Israel erheben oder nicht, der Heilsplan Gottes wird sich erfüllen. Das war schon zu allen Zeiten so; es wird auch diesmal wieder so sein. Glücklich die, die dann auf der richtigen Seite stehen und wissen, was Christus und die Propheten schon vor Tausenden von Jahren vorausgesagt haben. Sie werden in allem davon profitieren.

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