01.06.2008

Gedanken über das Gebet

Wir stellen Ihnen diese Fragen nicht, um Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Vielmehr können wir Ihnen eine freudige Nachricht bringen. Gebet ist lebenfördernd, hilft kranken und gesunden Menschen – und ehrt Gott.

Das wichtigste Gebet

Es gab noch nie so viele schöne Gebete wie in unserer Zeit. Wer möchte, kann sie sogar kaufen. Meist sind sie in Büchern zu finden. Gebete für die Familie, für den Abend, für die Jugend, für den Frieden.

Doch wie wohlformuliert auch immer solche Gebete sein mögen – keines dieser Gebete ist so entscheidend wie das von einem Menschen individuell selbst formulierte, ehrliche Gebet. Still, zu Hause in der Wohnung oder im Auto, auf dem Parkplatz oder sonstwo. Beim Fahrradfahren oder im Bus, auf dem Schulweg oder beim Joggen. Ein Benediktinermönch sagte einmal: „Täglich fünfmal ruft uns Mönche die Gebetsglocke und holt uns heraus aus unserer Arbeit. Das macht uns deutlich, dass es Größeres und Höheres gibt als unser Arbeiten und Sorgen und sich Mühen.“ Tatsächlich ist das Gebet wie eine Auszeit. Wollten wir darauf warten, bis der richtige Zeitpunkt dafür kommt, würde der vielleicht überhaupt nie kommen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns die Zeit dafür einfach nehmen. In der Bibel wird uns sogar dazu geraten, allezeit zu beten. (1. Thess. 5, 17)

Wer betet, tut es nicht umsonst

Beten macht das Arbeiten nicht überflüssig, sondern unser Arbeiten ist vielmehr auf das Gebet angewiesen. Die Jünger Jesu wussten das. Deshalb baten sie Jesus, ihnen das Beten beizubringen. Jesus selbst betete immer wieder, wenn er Kraft suchte für seinen Dienst; das lesen wir in den Evangelien. Auf die Bitte der Jünger antwortete Jesus, wie wir wissen, mit dem „Vaterunser“ – dem weltweit bekanntesten Gebet. Heute ist das „Vaterunser“ das Gebet der Christen schlechthin. Es verbindet alle Christinnen und Christen auf der ganzen Welt – hinweg über alle konfessionellen Spaltungen und Unterschiede. Denn jedes Mal, wenn irgendwo auf der Welt ein Mensch dieses Gebet spricht, nimmt er buchstäblich die ganze Christenheit mit hinein in sein Gebet. In diesem Sinne ist das „Vaterunser“ von seinem ganzen Wesen her ein Gemeinschaftsgebet. Dadurch entspricht es auch dem Grundwesen des Christentums. Denn der Glaube an Jesus Christus sprengt allen Individualismus, hebt die Vereinzelung auf. Das Christentum ist – im Gegensatz zu allen Religionen – eine Glaubensgemeinschaft des „Wir“. Wir sind gemeinsam – und nur gemeinsam – Kinder Gottes. Es heißt nicht „mein Vater“, sondern „Vater unser“. Das ist eines der größten Geschenke, wenn wir in der Zwiesprache mit Gott erfahren, dass Gott uns liebt, uns kennt und uns antwortet. Durch das Gebet sind unsere Probleme und Sorgen nicht einfach weg. Aber wir erleben eine Atempause, in der wir die Kraft zum Durchatmen erhalten; Hilfe zur Orientierung und zur Entscheidung; Stärkung für die Aufgaben, die vor uns liegen – und die sich durch das Gebet sehr oft auf wundersame Weise tatsächlich lösen, weil Gott antwortet und auf unsere aufrichtige und ehrliche Bitte hin auch immer wieder gerne hilft.

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