01.07.2015

Es gibt keine Freiheit ohne Wahrheit

Frei zu sein bedeutet nicht nur, das zu tun, was man will, sondern vor allem das zu tun, was man tun sollte. Niemandem außer uns Menschen ist die Fähigkeit gegeben, eigenen höheren Einsichten zu gehorchen, die aus unserem Verstand und unserer Urteilskraft kommen. Wenn wir jedoch unseren Verstand gebrauchen, um Herr über unsere Entscheidungen zu sein, können wir nicht nur das tun, was uns gefällt, sondern müssen auch das tun, was wir als richtig und gut erkennen. Das zu tun, darin besteht die wahre Freiheit des Menschen, die sein Leben reich macht und ihm Sinn verleiht.

Worin besteht die Verbindung zwischen Freiheit und Wahrheit?

Nehmen wir einmal an, es gäbe kein ordnendes Wahrheitsideal, keinen Schutz des Privateigentums und keinen Unterschied, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt. Wo das der Fall wäre, gäbe es weder eine Rechtsordnung noch eine Rechtssprechung. Wenn in einer solchen Situation jemand von einem Kriminellen angegriffen werden würde und sich Recht verschaffen möchte, könnte der Kriminelle mit vollem Recht sagen:  „Was ich dir getan habe, findest du nicht in Ordnung, aber nach meiner Meinung ist es genau das, was du verdient hast." An diesem Beispiel wird klar, dass Freiheit und Wahrheit zusammengehören, wie die Bibel es lehrt. Der Ausspruch „Wahrheit macht frei" hat also eine tiefere Bedeutung. Stellen Sie sich vor, Sie führen ein Gespräch mit jemandem, bei dem Ihr Gesprächspartner einen völlig anderen Standpunkt vertritt. Solange es um nichts geht, ist das ja auch kein Problem. Doch kaum geht es um etwas Wichtiges, brauchen Sie ein ordnendes Wahrheitsideal, d. h. eine Wahrheit, derzufolge eine Lüge eine Lüge ist und Gewalt Gewalt genannt werden darf. Diebstahl ist dann wieder Diebstahl und Recht Recht. Und schon sind wir bei den 10 Geboten der Bibel. Denn es gibt nun einmal keine Freiheit ohne Wahrheit.

„Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die Gerechten, die sich für Sünder halten, und die Sünder, die sich für Gerechte halten."
Blaise Pascal (1623 - 1662), französischer Mathematiker, Dichter und Philosoph

Jesus drückt es in einer seiner Reden so aus: „Wenn ihr bei dem bleibt, was ich euch gesagt habe, und euer Leben darauf gründet, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh. 8,31). An diesem Satz wird deutlich, dass Jesus unsere Freiheit will. Doch was ist dabei zu bedenken?

  • Freiheit ist immer an Wahrheit gebunden – wir können nicht frei sein, solange wir uns nur etwas vormachen;

  • Freiheit ist an die Aussagen Jesu gebunden – wir werden frei, indem wir uns darauf einlassen, dass er uns durch sein Wort zeigen kann, wer wir sind;

  • Freiheit wächst in der Gemeinschaft mit Jesus, der durch seinen Heiligen Geist in uns die Voraussetzungen für diese Freiheit schafft.

Jesus Christus macht uns dieses Angebot und verspricht uns ein sinnvolles, erfülltes Leben, innerhalb dessen wir wahre Freiheit erleben, die darin liegt, fähig zu werden, Gott, unsere Mitmenschen und uns selbst zu lieben.

Europa ist dabei, den Sinn für die wahre Freiheit und für den Gott der Freiheit zu verlieren

Derzeit nehmen in Europa neue Formen kultureller und sozialer Willkürherrschaft zu. Als Ursache für diesen Trend sehen viele den Wohlfahrtsstaat, der den Einzelnen aus der persönlichen Verantwortung entlässt. Andere erkennen die Ursache für diese Entwicklung im Drama des atheistischen Humanismus, der davon ausgeht, dass es keinen Gott gibt. Wenn es jedoch keinen Gott gibt, dann spielt das, was Menschen in ihrem Leben tun oder lassen, auch keine Rolle mehr. Denn dann steht nichts Ewiges, Wahres, Gerechtes oder Bedeutsames mehr auf dem Spiel und der Mensch kann tatsächlich tun und lassen, was er will. Christentum und Judentum haben sehr viel zur europäischen Identität und Geschichte Europas beigetragen; das wird auch nirgends bestritten. Doch Europa hat inzwischen aufgehört, Judentum und Christentum gegenüber treu zu sein und begonnen, anderen Göttern nachzulaufen. Damit ist sowohl die Freiheit als auch der Glaube an den einen, wahren Gott der Bibel, der uns unsere Freiheit garantiert und uns in diese Freiheit einführt, verloren gegangen. Wohin diese Entwicklung führt, wird sich zeigen und wird teilweise bereits sichtbar.

„Kein Mann der Erde, wahrlich!, ist von sich aus ein freier Mann."
Euripides (480 - 407 v. Chr.), griechischer Tragödiendichter

Freiheit, die aus dem Christsein kommt – was ist das für eine Freiheit?

Für viele Menschen ist es schwer vorstellbar, dass der christliche Glaube in die Freiheit führt. Sie verbinden Christsein viel eher mit Ver- und Geboten, die den Menschen das Schöne im Leben verbieten. Tatsächlich geben Christen in der praktischen Ausübung ihres Glaubens oft auch das Bild von Menschen, die ihren Glauben ohne diese Freiheit leben. Doch wahrer christlicher Glaube ist anders. Bereits im Alten Testament spricht die Bibel von „Befreiung". Der sogenannte „Exodus", d. h. die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, war für das Volk Israel ein großer Meilenstein in ihrer Geschichte. Dieser Exodus hat im übertragenen Sinn auch eine große Bedeutung für Christen, weil er den Auszug aus der Sklaverei der Sünde versinnbildlicht, wie er im neuen Testament mit Jesus Christus Wirklichkeit wurde, der uns durch seinen Tod am Kreuz von der Bindung an die Sünde freigekauft hat. Gott will die Freiheit seiner Geschöpfe. Er hat uns Menschen mit einem freien Willen geschaffen und möchte, dass wir frei bleiben – allerdings nicht, um uns dadurch zu schaden oder in eine neue Unfreiheit zu geraten, was leider sehr oft der Fall ist. Deshalb warnt uns die Bibel auch immer wieder davor. Wie z. B. im Brief des Apostels Paulus an die Römer, wo er von der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes" spricht (Röm. 8,21). Und im Brief an die Galater schreibt Paulus: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!" (Gal. 5,1)

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit."
Die BIBEL, Galater 5,1

Das christliche Freiheitsverständnis beschränkt sich aber nicht nur auf ethisch richtiges Handeln, sondern ist immer darauf aus, dass wir uns als ganze Menschen in diese Freiheit einüben. Im Brief des Paulus an die Galater heißt es: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen" (Gal. 4,4). Und im Brief an die Römer lesen wir in Kapitel 8, Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes." Das heißt konkret, dass für einen Christen der Tod nicht mehr das letzte Wort hat, weil durch Jesus Christus die Trennung zwischen Gott und Mensch, die durch die Schuld des Menschen entstanden war, aufgehoben ist. Wer sich zu Jesus bekennt, für den ist ein durch den Geist der Freiheit bestimmtes Leben möglich. Gott achtet die Freiheit des Menschen, ist uns treu und gibt uns die Möglichkeit, dass wir uns aus freien Stücken für ihn – und damit für die Freiheit – entscheiden. Ihm zu vertrauen und dadurch frei zu werden von allen falschen und zerstörerischen Bindungen, das sollte unser Ziel sein. Durch die Bindung an Jesus Christus wird das möglich.

Das könnte Sie auch interessieren