
Der Krieg um die Verheißungen
Was wir in den letzten Jahren erlebten, war nicht nur ein weiterer Krieg im Nahen Osten. Es war der Zusammenprall prophetischer Visionen und messianischer Erwartungen. Vor allem der Krieg zwischen Israel und dem Iran war mehr als eine politische Auseinandersetzung. Vielmehr standen sich hier zwei grundlegend andere Weltbilder gegenüber. Das zeigte sich in den Tagen des Krieges mit dem Iran auch in den arabischen Medien, wo immer wieder von der "wahren Verheißung" gesprochen wurde. Hinter diesem Begriff verbirgt sich der Schlüssel zum tieferen Verständnis dieses Konfliktes. Israel oder der Islam. Die zionistische Bewegung der Juden oder die Islamische Revolution der Mullahs im Iran. Das ist im Grunde die Entscheidung zwischen dem Gott der Bibel von Juden und Christen und Allah, an den die Muslime glauben.
Worum geht es im Nahen Osten?
Für Christen und Juden ist die Rückkehr des jüdischen Volkes in das Land Israel die Erfüllung biblischer Prophetie. Gleiches gilt für die Voraussage im Alten Testament, dass die Wüste zu blühen beginnt (vgl. Jesaja 35,1-10). Gottes Bund mit Abraham, Isaak und Jakob beruht u. a. auf Gottes Versprechen an das Volk der Juden, in dem es heißt: "Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben" (vgl. 1. Mose 12,7). Deshalb ist für gläubige Juden wie Christen die Existenz Israels auch kein Zufall, sondern die exakte Erfüllung des göttlichen Heilsplans.
Das Mullah-Regime im Iran hingegen verfolgt seit 1979 eine ganz andere messianische Theologie der Endzeit. Darin ist der Kampf gegen Israel von zentraler Bedeutung. "Die wahre Verheißung" bezieht sich einerseits auf Koranverse, in denen Allah den Sieg der Gläubigen (d. h. der Moslems) über die Ungläubigen (wozu auch Christen und Juden zählen) verheißt, und ist andererseits eine bewusste Provokation gegenüber Israel. Denn der Iran beansprucht damit, dass seine islamisch-revolutionäre Verheißung die einzig wahre sei, die sich vor allem im Kampf gegen Israel erfüllt. So gesehen ist "Die wahre Verheißung" im Grunde ein Codewort für die Schlacht gegen Israel. Der Iran führt nicht nur einen politischen Krieg, sondern arbeitet auf die Entscheidung hin zwischen schiitischem Messianismus, jüdischem Messianismus und dem christlichen Glauben an Jesus, der als der wahre Messias zurück auf diese Erde kommen wird und all den Kriegen ein Ende machen wird, wie er es verheißen hat.
Judentum und Christentum
Im Judentum ist der Messias ein gerechter König aus dem Hause Davids, der das jüdische Volk sammelt, den Tempel in Jerusalem wieder aufbaut und unter der Herrschaft des Gottes Israels den Weltfrieden bringt. Die Rückkehr der Juden nach Zion, die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 und insbesondere die Kontrolle der Juden über Jerusalem und den Tempelberg werden als Vorstufen messianischer Zeiten verstanden. Wobei es hier sowohl säkular-zionistische, religiös-zionistische und ultraorthodoxe Versionen dieser Hoffnung gibt.
Für Christen und messianische Juden ist Jesus von Nazareth der verheißene Messias Israels und zugleich Gottes Sohn, der auf die Welt gekommen ist, um uns zu erlösen, und am Ende der Zeit wiederkommen wird, um Gottes Reich zu vollenden. Viele Christen glauben auch, dass die Rückkehr der Juden nach Israel und die Kontrolle über Jerusalem als Vorstufe zum zweiten Kommen Christi zu sehen ist. Dazu gehört in diesen Tagen auch die US-Regierung unter Donald Trump. Ein Großteil seiner politischen Teamkollegen sind gläubige Christen, die an die biblischen Verheißungen glauben und damit automatisch Feinde der "schiitischen Erlösung" des Iran sind. Das zeigte sich z. B. daran, dass der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, als der Krieg gegen den Iran ausbrach, öffentlich dazu aufrief: "Betet für Jerusalem!"
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Die Haltung Europas
Wie kann es sein, dass das "christliche Europa" sich in der Nahost-Politik so ins Abseits manövriert hat. Dazu muss man wissen, dass in der Nahost-Politik eine völlig andere Sprache herrscht als im Westen. Politiker, Staatsführer und geistliche Führer sprechen über geistliche Verbindungen in der Politik. Das Mullah-Regime in Teheran sieht in Jerusalem und Washington nicht nur eine strategische Bedrohung, sondern auch eine geistliche. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betont oft die historische und göttliche Legitimation Israels, was den Staat Israel als Erfüllung einer jahrtausendealten Verheißung darstellt. "Das jüdische Volk", so sagte er z. B., "ist dazu bestimmt, in seinem Land zu leben, und wir werden alles tun, um die Zukunft unseres Staates zu sichern, so wie es unseren Vorvätern im Bund mit Gott versprochen wurde." Israels ehemaliger Ministerpräsident Naftali Bennett sagte: "Wir sind Hüter eines heiligen Bundes. Die Sicherheit Israels ist untrennbar mit der Erfüllung unserer messianischen Aufgabe verbunden." Genauso verweisen Israels Oberrabbiner immer wieder auf die biblischen Verheißungen für Israel. So sagte der ehemalige Oberrabbi Avraham Shapira: "Jeder Versuch, Israel von seinem Land zu vertreiben, ist ein Angriff auf Gottes Plan und wird letztlich scheitern."
Aus dem Iran hingegen kommen Aufrufe wie: "Der Widerstand gegen Israel ist Teil des Plans Allahs, bis der Imam Mahdi zurückkehrt und Frieden und Gerechtigkeit auf Erden bringt." Die bewaffnete Auseinandersetzung mit Israel wird von Anführern des schiitischen Islam immer wieder mit dieser Hoffnung verbunden, was die Motivation und Entschlossenheit ihrer Anhänger verstärkt. Diese religiös aufgeladenen politischen Aussagen tragen wesentlich dazu bei, den Konflikt nicht nur als territorialen oder politischen Streit, sondern als "heiligen Kampf" zu inszenieren. Die messianischen Erwartungen im Islam dienen den Mullahs im Iran als Grundlage ihres politischen Handelns und erschweren Kompromisse.
Der Iran sieht sich als Vorhut der göttlichen Gerechtigkeit im Kampf gegen das "zionistische Regime". Israel hingegen versteht sich zunehmend als lebendige Erfüllung biblischer Verheißungen. Die Heimkehr der Juden, d. h. die Rückkehr in das Heilige Land, nach Israel, die Befreiung Jerusalems wie auch das Erwachen des uralten Bundes – all das erfüllt das Volk der Juden mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein, das inzwischen auch in seiner militärischen Stärke zum Ausdruck kommt.
Das christliche Abendland, insbesondere die Länder Europas, wie auch große Teile der westlichen Kirchen versinken währenddessen immer mehr im Sumpf stumpfsinniger Moden. Je mehr die Menschen sich von ihrem christlichen Erbe loslösen, desto mehr erschlaffen sie und kreisen um belanglose Dinge. Was die eigentlich epochalen Ereignisse betrifft, dafür scheinen sie blind zu sein. Als wären sie eingeschlafen. Der Einfluss ihrer Politiker driftet immer mehr ab und versinkt in der Bedeutungslosigkeit. Im Konflikt zwischen Israel und dem Iran oder seinen Verbündeten argumentieren sie wie Protagonisten einer vergangenen Zeit, deren Sichtweisen keine Bedeutung mehr haben und deren Worte deshalb auch keinen mehr interessieren.
Selbst die katholische Kirche hält sich in dieser Auseinandersetzung vielleicht ganz bewusst zurück. Die einzige christliche Bewegung, die noch hellwach zu sein scheint und auf Gottes Verheißungen baut, sind die evangelikal geprägten Christen. Das gilt vor allem für die evangelikalen Christen in den USA, die deshalb auch oft verlacht und verspottet werden. Sie stehen fast immer fest an der Seite Israels und erkennen, dass sich in Israels Rückkehr die biblischen Prophezeiungen erfüllen, die das Kommen des Messias vorbereiten.
Wer mehr von dem Konflikt im Nahen Osten verstehen will, muss die Bibel als Wort Gottes lesen. Wir müssen aber auch erkennen, dass es sich hier nicht um einen Machtkampf handelt, vielmehr wird hier ein geistlich aufgeladener Konflikt ausgetragen, der weit über irdisches Geschehen hinausreicht. Hier geht es auch nicht um ein Territorium oder um strategische Interessen, sondern um den Willen Gottes und die Erlösung von uns Menschen. Gott wird seinen Heilsplan ans Ziel bringen. Am Ende dieses Kampfes steht ein strahlender Sieger und das wird Jesus Christus sein, der Erlöser der Welt. Juden glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und daran, dass er seine Verheißung erfüllen wird. Christen warten auf ihren Herrn Jesus Christus, der wiederkommen wird.
