01.05.2019

Das Volk der Juden und seine Geschichte

Mit der Eroberung Jerusalems durch König Nebukadnezar II. begann im Jahr 597 v. Chr. die 70 Jahre dauernde babylonische Gefangenschaft, die bis zur Eroberung Babylons im Jahr 539 v. Chr. durch den Perserkönig Kyros II. ging. Dann kehrte das Volk Israel zurück in sein Land und lebte dort, bis die Römer im Jahre 70 n. Chr. – wie von Jesus Christus vorausgesagt – den zweiten Tempel niederrissen und das Volk Israel ins Exil trieben. Für 1900 Jahre lebten die Juden von nun an über die ganze Welt verstreut, vielfach nur geduldet, verfolgt und immer wieder vertrieben. Doch immer unverkennbar als Volk der Juden. Wie z. B. in Spanien, wo sich im Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel sowohl kulturell als auch wirtschaftlich ein blühendes jüdisches Leben entfaltete. Doch diese Blütezeit endete im Jahr 1492 abrupt durch das Ausweisungsedikt der katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien. Die Juden hatten die Wahl,  sich entweder zum Christentum zu bekehren oder  Spanien zu verlassen. So ging es den Juden in vielen anderen Ländern der Erde immer wieder. Kaum hatten sie sich niedergelassen und fingen an, sich zu entfalten, wurden sie wieder vertrieben und nicht selten auch verfolgt.

"Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde."
Die BIBEL, 1. Mose 12,3

Die aus den Ländern vertriebenen Juden ließen sich an einem anderen Ort wieder nieder und behielten oftmals die zum Teil mitgebrachte Sprache und Kultur. Im 20. Jahrhundert waren es dann die Nationalsozialisten und Hitler, durch die ein Großteil der jüdischen Bevölkerung auf geradezu bestialische Art und Weise verfolgt und hingerichtet wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es dann allerdings – wenn auch unter widrigsten Umständen – im Jahr 1948 zur Gründung des Staates Israel, der seither einen unglaublichen Aufschwung erlebt und zu einer führenden Nation wurde in vielen Bereichen. Trotz aller Anfeindungen und ständiger Angriffe der palästinensischen, persischen und arabischen Bevölkerung behauptet sich Israel als Staat und entwickelt sich weiter. Israel gilt heute als eines der beliebtesten Reiseziele, das Menschen aus aller Welt fasziniert und begeistert.

Kein anderes Volk der Welt hätte unter derartig widrigen Bedingungen seine Identität bewahren können, ausgenommen die Juden, das Volk Gottes, das all diese Widrigkeiten nicht nur überlebt hat, sondern sogar zu nationaler Identität und staatlicher Souveränität zurückfand.

Gott führt und beschützt sein Volk

Die Bibel spricht davon, dass Gottes Segen von allem Anfang an auf seinem Volk lag. Wenn uns auch davon berichtet wird, dass sein Volk Gott immer wieder viel Ärger gemacht hat, so zeigt Gottes Geschichte mit seinem Volk dennoch auch, dass er zu seinem Volk steht, es liebt und immer wieder neu ans Ziel bringt. So wird an Israel sichtbar, was es bedeutet, wenn Gott uns seinen Segen verspricht, wie er ihn bereits Abraham versprochen hatte. Er hält, was er verspricht, auch wenn wir manchmal daran zweifeln.

"Gott dringend nötig zu haben, ist des Menschen höchste Vollkommenheit.."
Søren Kierkegaard (1813–1855),
dänischer Philosoph, Theologe & Autor

Von Gott gesegnet

"Wer Israel flucht, der wird verflucht! – Wer Israel segnet, wird gesegnet!" (1Mo 12,3) Diese Verheißung bzw. Drohung Gottes ist bereits tausendfach in Erfüllung gegagnen. Als 1976 ein israelisches Regierungsmitglied einmal gefragt wurde: "Wie konnte Ihr Volk überleben, nachdem es zweimal aus seiner Heimat vertrieben worden war? Wie konnte es die Angriffe von arabischen Staaten mit mehr als 100 Millionen Bewohnern abwehren, 1948, 1956 wie auch 1973?" Darauf antwortete das israelische Regierungsmitglied: "Obwohl die meisten Menschen in meinem Land heute behaupten, Atheisten zu sein, glauben sie es in Wahrheit nicht. Ich denke, alle wissen in ihrem Innersten, dass Gott sein Volk beschützt hat."

Von Umwegen und Wartezeiten

Unser ganzes Leben ist fast immer geprägt von Wartezeiten und Umwegen, von Schwierigkeiten und Hindernissen auf unserem Weg, denen wir begegnen. Wir hätten es lieber kürzer und schneller, insbesondere als heutige Generation, die immer alles schneller und einfacher haben möchte. Doch Gott bevorzugt einen anderen Weg. Das sehen wir am Beispiel des Volkes Israel. Denn wie uns die Geschichte des Volkes Israel zeigt, führt Gott sein Volk – wie auch jeden von uns – immer so, dass wir lernen, ihn, den wahren und einzigen Gott und Schöpfer des ganzen Universums zu verstehen. Das Schlüsselwort für dieses Verstehen ist unser Vertrauen. Wer anfängt, Gott zu vertrauen, der beginnt Gott kennen und ihn auch lieben zu lernen. Doch so wie alles bei einer Sehnsucht in unserem Leben beginnt, so lernen wir Gott nur kennen, wenn wir ihm vertrauen.

Jesus sagt: "Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden."
Die BIBEL, Lukas 21,24

Als der Pharao gezwungen war, das Volk der Israeliten ziehen zu lassen, führte Gott es nicht direkt ins Heilige Land, sondern auf einen Umweg durch die Wüste am Schilfmeer (vgl. 2. Mose 13,17-18). Hier wie an vielen anderen Stellen der Bibel wird deutlich, dass es bei Gott nicht immer der kürzeste und schnellste Weg ist, den er für uns als den besten sieht, sondern der Umweg, der sehr oft dazu dient, dass wir ihn, den Schöpfer und Erhalter allen Lebens immer besser kennenlernen. Damals musste das Volk der Israeliten 40 Jahre in der Wüste umherziehen, bis sie schließlich in das Gelobte Land durften. Und wie ist es heute mit uns?

Was hat Israel mit uns heute zu tun?

Auch mit uns handelt Gott oft ganz ähnlich wie mit seinem Volk der Juden. So wie Gott sein Volk damals Umwege gehen ließ, so macht er es oft auch mit uns. Gott kennt sein Volk und er kennt uns. Letzlich geht es darum, dass er will, dass wir lernen, ihm zu vertrauen, und über dieses Vertrauen zu ihm ewiges Leben gewinnen – im Himmel bei ihm. Der Weg dorthin ist nicht der kürzeste und schnellste, sondern führt oft auch über Umwege. Israel musste 40 Jahre durch die Wüste ziehen, später 70 Jahre in die Gefangenschaft und 1900 Jahre ins Exil, verstreut in den Ländern der Erde. Auf all diesen Umwegen musste das Volk Gottes lernen, sich selbst zu erkennen, seine Schwächen und Grenzen und seine Abhängigkeit von Gott. Gleichzeitig geht es auch darum, Gott immer besser kennenzulernen, ihm zu vertrauen und ihn immer besser zu verstehen. Später lesen wir dann in der Bibel immer wieder, wie Gott sich um sein Volk kümmert. Wie er es liebt und ihm auch immer wieder zeigt, wer er ist und wie sie sich, trotz aller widrigen Umstände, auf ihn verlassen können.

"Alle, die dir und deinen Nachkommen Gutes wünschen, haben auch von mir Gutes zu erwarten."
Die BIBEL, 1. Mose 12,3a

Gott wünscht sich eine enge Beziehung zu seinem Volk, so wie er sich auch zu jedem von uns eine enge Beziehung wünscht. Eine Liebesbeziehung, das ist es, was Gott zu seinem Volk will – und dazu dienen ihm oft diese Umwege in unserem Leben, die nötig sind, weil wir oft nur über diese Umwege lernen, Gott zu vertrauen.

So wie die Wege des Volkes Israel durch die Wüste mühsam und steinig waren und durch unwegsames Gelände führten, so sind es oftmals auch unsere Wege. Aber Gott kommt auch durch unwegsames Gelände mit uns ans Ziel. Das zeigen nicht zuletzt die Jahrhunderte, in denen Gott mit seinem Volk Israel bereits unterwegs war.
Mögen uns diese Wege auch oftmals nicht gefallen, die Gott uns führt, so können wir doch darauf vertrauen, dass Gott weiß, was er tut. Wie wir am Beispiel des Volkes der Israeliten sehen können, geht es Gott immer auch darum, uns in unserem Charakter, unserer Widerstandsfähigkeit und in unserem Glauben stark und sicher zu machen. In den "Wüstenerfahrungen" lernte das Volk der Israeliten Gott erst wirklich kennen. Genauso lernen auch wir Gott erst wirklich kennen, wenn wir ihm vertrauen und an ihn glauben.

"Ich habe euch schon immer geliebt, darum bin ich euch stets mit Güte begegnet."
Die BIBEL, Jeremia 31,3

Das ganze Volk der Israeliten machte mit seinem Gott immer wieder großartige Erfahrungen. Das ist bis heute so. Gleiches gilt für jeden von uns. Doch es gibt eine Bedingung, ohne die wir Gott nicht kennenlernen: wir müssen Gott vertrauen und ihm glauben, dass er uns liebt und uns zum Ziel bringt.

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