01.07.2013

Das ABC des christlichen Glaubens

C – Christsein

Was bedeutet es, Christ zu sein? Eigentlich eine sehr einfache Frage, sollte man meinen. Und doch herrschen an dieser Stelle viele Missverständnisse. Landläufig gilt: Ein Christ ist ein guter Mensch, jemand, der sich nichts zu-
schulden kommen lässt. Andere denken: Christ ist, wer getauft und Mitglied einer Kirche ist. Wieder andere setzen Christsein und sozialen Einsatz gleich: Ein Christ ist, wer sich für die Benachteiligten einsetzt. Jede dieser Ansichten hat einen wahren Kern. Ein Christ sollte sich um ein anständiges Leben bemühen, sollte aktives Mitglied einer christlichen Gemeinde sein. Und sich selbstverständlich – so wie Jesus es tat – auch besonders den Bedürftigen zuwenden. Und doch: Das allein macht noch niemanden zu einem Christen. Denn Christsein definiert sich nicht durch das, was ein Mensch tut, sondern zu wem er gehört.

„Ein jeder Christ, der sich durch die Einwürfe der Ungläubigen ins Wanken bringen lässt und sich über sie ereifert, hat einen Fuß in der selben Grube mit ihnen.“
Pierre Bayle (1647 -1706), französischer Philosoph, Schriftsteller

Das Wort „Christ“ selbst sagt es sehr deutlich: Ein Christ ist jemand, der zu Jesus Christus gehört; der sein Leben mit Christus verbunden hat. Keiner ist automatisch ein Christ, weil er in einer christlichen Familie oder Umgebung geboren wurde. Christsein braucht eine Entscheidung, die jeder persönlich für sich treffen muss. Es ist die Entscheidung, sein Leben nicht in eigener Regie zu führen, sondern bewusst in der Beziehung zu Jesus Christus zu leben. In der Bibel können wir im Neuen Testament lesen, wie die ersten Christen zu dieser Entscheidung kamen. Eines Tages begegneten sie Jesus, der sie ansprach und aufforderte, alles hinter sich zu lassen und ihm nachzufolgen. Simon und Andreas, Jakobus und Johannes, das waren die Namen dieser ersten Nachfolger von Jesus.

„Lebe stets so, wie du, wenn du stirbst, dir wünschen wirst, gelebt zu haben.“
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769), deutscher Schriftsteller und Dichter

Seit diesen Tagen leben unzählige Männer und Frauen aus allen Ländern und Kulturen der Welt bewusst als Christen. Sie alle sind Menschen, die den Ruf von Jesus gehört haben: „Komm und folge mir nach!“ Es sind Menschen, die auf dem Weg mit ihm echtes Leben gefunden haben. Christsein ist also keine Frage der Religionszugehörigkeit, sondern der Lebensverankerung: Christen haben ihr Lebenszentrum in Jesus Christus. Ein Angebot, das jedem gilt.

D – Dankbarkeit

Der Glaube an Gott ist nichts Theoretisches. Es ist kein gedankliches Experiment, sondern eine neue Art zu leben. Dabei verändert sich alles: das Denken, das Fühlen, das Handeln. Die inneren Einstellungen, wie auch die Taten. Diese Umorientierung folgt zwangsläufig aus der Tatsache, dass ein neuer Faktor ins Leben gekommen ist. Dieser Faktor heißt Gott. Mit Gott kommt Licht ins Leben hinein. Alles sieht anders aus, weil dieses Licht darauf scheint. Bevor ich ihn kennenlernte, war die Welt für mich ein Rätsel: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum gibt es mich überhaupt? Warum existiert das, was ich um mich herum sehe – Bäume, Blumen, Steine, Tiere, Menschen, Sterne? Was ist der Sinn von allem? Wenn ich ein Produkt des Zufalls bin, kann ich nur dem Zufall für meine Existenz danken. Aber der Zufall hat kein Gesicht; keine Augen, mich zu sehen; keine Ohren, mich zu hören; keinen Mund, um mit mir zu reden; kein Herz, um mich zu lieben.

„Sünde ist keine Eigenschaft, sondern eine Gefangenschaft.“
Johann Christoph Blumhardt (1805 -1880), deutscher evangelischer Theologe

Weil aber Gott der wahre Autor der Weltgeschichte ist, weiß ich auf einmal, wem ich danken kann. Wenn ich die Augen zum Himmel erhebe, starre ich nicht ins Leere. Nein, mein Blick wird erwidert. Noch besser und richtiger müsste man sagen: Ich schaue endlich zu meinem Schöpfer hoch, der mich, sein Geschöpf, schon immer voller Liebe und Anteilnahme anschaut. Und ich merke: Er ist kein ferner, uninteressierter, harter Gott. Sondern er ist der liebevolle Vater, den Jesus Christus uns vor Augen gemalt hat und von dem auch schon die Verfasser des Alten Testaments, des ersten Teils der Bibel, berichteten. So beschreiben ihn die Psalmen: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte [...] So wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.“ (Psalm 103)

„Wenn du Christ bist, kommt es nicht so sehr darauf an, was du einmal warst, als darauf, was du jetzt bist.“
Corrie ten Boom (1892 -1983), holländische Christin, versteckte Juden vor den Nazis

Weil das so ist, ist Dankbarkeit unsere einzig angemessene Antwort. „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich!“ Wenn wir dieser Aufforderung aus Psalm 106 nachkommen, mitten im Alltag, werden wir überstrahlt von einem Licht, das nie verlöscht. An jedem Tag ist das ein Schlüssel zur Freude und ein Schlüssel zur Erfahrung Gottes: Dankbarkeit einüben.

Q – Quellen

Im Nahen Osten ist Wasser eine Kostbarkeit. In den langen Dürreperioden zwischen den Regenzeiten muss man die Stellen genau kennen, an denen es zu finden ist. Diese Erfahrung wird in der Bibel immer wieder als Symbol für unser Leben angewandt. Wir brauchen Wasser, um zu überleben. Besonders die Psalmen erzählen in bildhafter Sprache von dem Weg, den ein Mensch zurücklegt, und von den Quellen, die er auf diesem Weg finden muss, um weiterzukommen: „Wenn sie durchs Wüstental wandern, brechen dort Quellen auf.“ (Psalm 84,7) Was bedeuten diese Quellen für unser Leben? Wie können wir auf unserem Weg weiterkommen, ohne zu verdursten? Aus welchen Quellen können wir schöpfen?

Eine dieser Versorgungsstationen ist Gottes Wort. In der Bibel erfahren wir, was uns gut tut, und wir lernen mehr über Jesus Christus. Wir lesen, welche guten Pläne Gott für diese Welt hat und wie wir daran Anteil haben können. Aus der Bibel können wir zu allen Zeiten unseres Lebens neue Kraft schöpfen. Sie hilft uns, den Durchblick zu bewahren.

Quelle 2: Gebet

Gebet ist eine weitere Quelle. Es ist das ganz persönliche Gespräch mit Gott, unserem Vater, unserem Schöpfer, unserem Erlöser, unserem Freund, unserem Herrn. Gebet besteht aus Reden und Hören. Wenn wir beten, schöpfen wir immer wieder neue Kraft und Freude aus dem unermesslichen Reichtum Gottes.

Quelle 3: Gemeinschaft

Auch die Gemeinschaft ist eine Kraftquelle. Keiner muss als Christ allein sein. Wir bekommen Schwestern und Brüder. Als „Familie“ können und sollen wir einander helfen, unterstützen, füreinander einstehen – auch ganz praktisch – und füreinander beten. Die Gemeinschaft der Christen ist gerade dann eine Quelle der Kraft, wenn unsere eigene Kraft nicht ausreicht.

„Wo Glaube, da ist Liebe; wo Liebe, da ist Friede; wo Friede, ist Gott und wo Gott, da ist keine Not.“
Sprichwort

Quelle 4: Gottes Geist

Und schließlich: Gottes Geist. Er ist die größte Kraftquelle überhaupt. Als Schöpfer dieser Welt gibt Gott seine schöpferische Kraft, seinen Geist, in die Herzen derer, die an ihn glauben und ihn darum bitten. Diese Quellen zu entdecken und aus ihnen zu schöpfen, ist lebensnotwendig, wenn wir als Christen leben wollen. Dadurch kommt Gott uns nahe. Dadurch bleiben wir in Kontakt mit ihm. Christen sind keine Selbstversorger, die aus eigener Kraft und Anstrengung leben. Christen leben von der Versorgung durch die Quellen, die Gott ihnen eröffnet.

J – Jesus von Nazareth

Es gäbe keinen christlichen Glauben und keine Kirche ohne Jesus Christus. Das Abendland hätte ein völlig anderes Gesicht, ja die gesamte Weltgeschichte und Weltkultur seit 2000 Jahren sähe ganz anders aus, hätte es Jesus nicht gegeben. Jesus Christus ist die zentrale Person der Weltgeschichte. Über keine andere Person sind so viele Bücher geschrieben worden wie über Jesus, kein anderer ist der Gegenstand so vieler Kunstwerke, Gemälde, Gedichte, Hymnen und Lieder wie er. Das Buch, das von ihm berichtet, das Neue Testament, ist in mehr Sprachen übersetzt worden als jedes andere Buch: 1.275 waren es bis Ende 2012. Seine Auflage beträgt bereits mehrere Milliarden.

„In Jesus Christus schenkt Gott uns seine Liebe.“
Josef Ratzinger, Papst Benedikt XVI (geb. 1927)

Erstaunliche Wirkung

Dabei schien nur wenig darauf hinzuweisen, dass dieser Mann aus dem Dorf Nazareth in Galiläa solch eine Bedeutung erlangen würde. Er lebte in einem eher unbedeutenden Gebiet am Rande des römischen Reiches, er hatte keine Finanzmittel, kein Heer, keinen Staatsapparat oder ähnliches zur Verfügung. Sein öffentliches Wirken dauerte höchstens drei Jahre. Wie ist die erstaunliche Wirkung dieses Jesus von Nazareth zu erklären?

Fenster zum Himmel

Die Evangelien, die das Leben von Jesus be-
schreiben, zeichnen in ihrer Knappheit und Konzentration das Wesentliche auf. Sie zeichnen das Bild eines wahrhaft außergewöhnlichen Mannes, der eine ungeheure Wirkung auf alle ausübte, die ihm begegneten. Es waren nicht nur die erstaunlichen Heilungen, die durch ihn geschahen, die Aufsehen erregten. Auch nicht allein die wunderbaren Geschichten, die er erzählte, die wie Fenster in den Himmel waren. Nein, es war Jesus selbst, der die Menschen anzog. Die Kinder liefen auf ihn zu und ließen sich von ihm umarmen und segnen. Wer Jesus in die Augen schaute, entdeckte sein eigenes Herz. Vor Jesus musste jeder Antwort geben, Antwort auf die Frage von Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht, Gehorsam oder Aufbegehren gegenüber Gott. Kein Wunder, dass manche sich gegen Jesus wandten.

„Wenn Jesus Christus wirklich zugegen ist, gibt es weder Sieger noch Besiegte, sondern nur Versöhnte.“
Gertrud von Le Fort (1876 -1971), deutsche Schriftstellerin

Wider besseres Wissen verschlossen sie sich gegen ihn und suchten nach Wegen, ihn aus dem Weg zu räumen. So wurde Jesus schließlich gefangen genommen und wie ein gemeiner Verbrecher ans Kreuz genagelt. Wäre das das Ende der Geschichte von Jesus, wäre er sicherlich längst vergessen. Doch der Tod konnte Jesus nicht halten. Und so begann eine geradezu unglaubliche Geschichte, deren gewaltige Auswirkungen bis heute unser Leben mitbestimmen, egal ob wir uns als Christen bekennen oder nicht. Was durch Jesus Christus an Gutem in diese Welt gekommen ist, davon profitieren selbst die, die ihn bekämpfen, verleugnen oder todschweigen. Am allermeisten aber die, die sich zu ihm bekennen und mit ihm leben – denn ihnen hat er das ewige Leben versprochen, ein Leben in Fülle, das schon in dieser Welt und in dieser Zeit beginnt. Wer es annimmt, darf sich daran erfreuen.

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