03.03.2014

Christliche Werte ohne Gott - gibt es das?

In unserer Zeit mixt sich der aufgeklärte Mensch gern seinen persönlichen Werte-Cocktail. Zwar gibt es Werte, die wir alle verwirklicht sehen möchten. Doch am Wichtigsten ist den meisten zunächst ihr eigenes Wohlergehen. Allerdings gibt es auch Werte, die als unverzichtbar gelten. Ehrlichkeit rangiert einer aktuellen Emnid-Umfrage zufolge im deutschen Werte-Katalog ganz oben. Doch wie viele Menschen sind wirklich ehrlich? Wer diese Frage beantworten will, muss gar nicht erst an die Steuererklärung denken. Es gibt viele andere Bereiche, wo wir es nicht so genau nehmen mit der Ehrlichkeit.

Werte ohne Gott – gibt es das?

Werte werden nicht allein deshalb verbindlich gelebt, weil sie sich in der Tradition bewährt haben oder der Kultur des christlichen Abendlandes entstammen. Werte verlangen vielmehr nach Autorität. Renate Köcher, die Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, fragte anlässlich eines Kongresses christlicher Führungskräfte, warum in unserer Gesellschaft keine Einigkeit mehr darüber herrsche, „was wir achten und was wir ächten sollen“. Wir reden zwar viel über Werte, doch wer sich die Idole anschaut, denen Jugendliche heute nacheifern, wird merken, dass hier ganz andere „Dinge“ zählen. Menschen, die sich aufopferungsvoll um andere kümmern und der Gesellschaft dadurch Werte wie Hilfsbereitschaft und Solidarität vorleben, gelten in gewissen Kreisen überhaupt nichts. Das zeigt, wie widersprüchlich die Vorstellungen von einer Werte-Kultur geworden sind. Hinzu kommt, dass viele Werte sich in unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahren komplett verschoben haben. Denken wir nur an den Schutz des Lebens. Die Bekämpfung terroristischer Gewalttaten durch militärische Gewalt, die manchmal vielleicht tatsächlich notwendig ist, lehnen viele ab, während sie zu der Tötung von Millionen ungeborenen Kindern im Mutterleib schweigen. Allein dieses Beispiel zeigt schon, dass sich unsere Werte auf eine sehr eigenartige Weise verschoben haben.

„Niemand zählt diese Morde der Ärzte, wie man vorzeiten die Morde der Inquisition nicht zählte, weil man des Glaubens war, sie würden zum Heil der Menschheit begangen.“ Leo Tolstoi (1828 - 1910), russischer Dichter

Henryk Broder, ein zeitkritischer Publizist, schrieb in der Online-Ausgabe der Zeitung „Die Welt“ kürzlich einen Essay über Steuerhinterziehung, in dem er darauf aufmerksam machte, dass in erster Linie die Politik dazu verpflichtet wäre, sich an Regeln zu halten, verantwortungsvoll mit unseren Steuergeldern umzugehen – und er listete zahlreiche Beispiele auf, wo gerade das nicht geschieht. Es gäbe noch vieles andere zu nennen, woran wir erkennen, wie brüchig und widersprüchlich die Frage nach den Werten ist. Das Wichtigste allerdings scheint zu sein, dass es Werte, insbesondere christliche Werte, ohne einen zugrundeliegenden Glauben an Gott auf Dauer gar nicht geben kann. Denn nur die Rückbindung an Gott sichert uns auch die damit zusammenhängenden Werte. Denken wir an den Sonntag, den wir heiligen sollen, wie es in der Bibel heißt. Wie lange wird es Sonntage als Tage der Ruhe und der Erholung geben, wenn Menschen nicht mehr an Gott glauben? Die Sonntage wurden bereits umfunktioniert – vom Tag der Ruhe zum Tag der Events. Doch Wirtschaft und Freizeitkultur drängen darauf, dass der freie Sonntag ganz abgeschafft wird. Und sie bringen viele gute Argumente. In der Weihnachtszeit ist es in der Praxis bereits geschehen, kirchliche Feiertage wurden ebenfalls aufgegeben, und es wird nicht lange dauern, dann werden alle Sonntage des Jahres zu Einkaufstagen umfunktioniert werden, wie es von einigen Supermärkten bereits praktiziert wird.

„Die Menschen haben Gott vergessen, und das ist der Grund für die Probleme des zwanzigsten Jahrhunderts.“ Alexander Solschenizyn (1918 - 2008), russ. Schriftsteller, Nobelpreisträger 1970

Am Beispiel des Sonntags können wir erkennen, wie schnell Werte verloren gehen können und die Versklavung des Menschen wieder zurückkehrt, von der uns die Botschaft des Christentums befreit hat. Wenn Werte wie die Heiligung des Sonn- und Feiertages, die Nächstenliebe und der Einsatz für den Schwächeren nicht im persönlichen Glauben des Menschen an Gott, den Vater, und seinen Sohn Jesus Christus verankert sind, wird es sie nicht mehr lange geben. Das zeigt uns die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Denn was wir in Europa an Werten haben, kommt aus der Geschichte dieses Kontinents, die eng mit dem christlichen Glauben verknüpft ist – nicht aus dem, was in unserer Zeit gedacht und gelebt wird. Sam Harris, ein amerikanischer Philosoph, der in seinem Buch „Das Ende des Glaubens“ gegen die Begrenztheit der Vernunft argumentiert, schreibt in einem Artikel zum Thema „Glück ohne Gott“: „Säkular und liberal eingestellte Menschen hängen oft der Auffassung an, dass es keine objektiven Antworten auf moralische Fragen gebe. Zwar halten sie die Tugendideale aufgeklärter westlicher Philosophen für plausibler als diejenigen muslimischer Fundamentalisten. Und doch würden die meisten Säkularisten sagen, dass aufgeklärte Vorstellungen von Richtig und Falsch deshalb nicht der Wahrheit entsprechen müssen.“ Wohin uns diese relativierende Haltung führt, sehen wir am Beispiel Deutschlands, wo sich das Kräfte-Gleichgewicht zwischen liberalen, nicht-religiösen Menschen einerseits und konservativen Moslems andererseits schon in wenigen Jahrzehnten zugunsten des Islams verschieben könnte, bis sich, so Sam Harris, am Ende freie europäische Gesellschaften in muslimische Kalifate verwandeln.

„Gott liebt uns nicht, weil wir so liebenswert sind, sondern weil er die Liebe ist.“ C. S. Lewis (1898 - 1963), britischer Schriftsteller

Viele Menschen leben orientierungslos

Vor allem viele junge Menschen leben heute orientierungslos in den Tag hinein. Wer jedoch orientierungslos lebt, wird wohl kaum daran interessiert sein, sich für christliche Werte wie Ehrlichkeit und Treue einzusetzen oder gar Nächstenliebe zu üben, also den konkreten Einsatz für die Schwächeren. Ein Christ, der noch weiß, dass Jesus Christus selbst uns dieses Gebot gegeben und vorgelebt hat, wird sich dafür einsetzen und sein Leben danach ausrichten. Für Menschen ohne jegliche Orientierung an christlichen Werten jedoch legt nicht der Schöpfer fest, was gut und lebenswichtig ist, sondern das Geschöpf, der Mensch selbst. Die Folgen reichen von Korruption und sexuellen Ausschweifungen bis hin zu Kindesmissbrauch, Gewalt und Süchten aller Art; überall zeigt sich ein Versagen der Gesellschaft, die den Einzelnen seiner Orientierungslosigkeit überlässt. Streit in den Familien, eine rapide ansteigende Scheidungsrate, Kinder ohne Erziehung, psychische Not inmitten von leerem Vergnügen und rastloser Unruhe – all das prägt schon jetzt unsere Gesellschaft. Hinter all dem Streit und Kampf steht in Wahrheit die Sehnsucht der Menschen nach mehr vom Leben. Ihr ganzes Streben nach exzessivem Vergnügen, ihre Sehnsucht nach fernen Ländern und dem ultimativen Kick ist letztlich nichts anderes als die Suche nach mehr vom Leben. Doch ohne den Glauben an Gott, den Vater, und seinen Sohn Jesus Christus ist ihnen der Weg zu wirklicher Erfüllung und zu klarer Orientierung für ihr Leben verbaut. Das wird inzwischen immer mehr Menschen bewusst.

 

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