01.06.2017

Christliche Werte – was sind sie uns wert?

Das Werteverständnis in der postmodernen Gesellschaft ist heute geprägt von Säkularismus, Pluralismus und Individualismus. Diese drei Begriffe bestimmen unsere Zeit. Vor allem der Säkularismus. Er ist eine Geisteshaltung, der die Wertefrage von jeglichem Glauben loslöst und eigene Werte areligiös definiert. Der Pluralismus lässt sogar völlig gegensätzliche Aussagen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Während der Individualismus es grundsätzlich dem Einzelnen überlässt, welche Werte er für sich als verbindlich erachtet. Diese drei Geisteshaltungen haben in den letzten Jahrzehnten einen so entscheidenden Wandel im Denken ausgelöst, dass man sich heute kaum noch vorstellen kann, dass es früher einmal ganz anders war. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein war das gesellschaftliche Leben in Europa von einem christlichen Werteverständnis bestimmt, das als allgemein gültig und in diesem Sinne auch verbindlich galt. In der postmodernen Gesellschaft hingegen geht man davon aus, dass es ewige, unveränderliche Werte überhaupt nicht gibt. Werte sind nach dieser Denkweise völlig relativ und gelten nur solange es Menschen gibt, die diese Werte anerkennen und nach ihnen leben. Aber welchen Sinn hat ein solches Werteverständnis? Können wir überhaupt von Werten sprechen, wenn sie nur noch für einige Wenige von Bedeutung sind? Große Philosophen wie Kant würden daran sicher ihre Zweifel haben.

Verschiebung von „Werten“

Diese veränderte Geisteshaltung führte dazu, dass es in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Verschiebung von „Pflicht- und Akzeptanzwerten“ wie Treue, Fleiß, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Anpassungsbereitschaft, Disziplin, Ordnung, Leistung, Opferbereitschaft etc. hin zu den „Selbstentfaltungswerten“ wie Selbstverwirklichung, Emanzipation, Gleichberechtigung, Autonomie etc. kam. Dass diese Verschiebung enorme Auswirkungen auf das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft zur Folge haben würde, war abzusehen. Inzwischen ist es so offensichtlich, dass viele deshalb von einem „Werteverfall“ sprechen, der immer weiter voranschreitet. Das gilt selbst da noch, wo sog. Pflichtwerte wie Treue, Leistung, Fleiß und Disziplin wieder an Bedeutung gewinnen, weil man einsieht, dass es ohne sie nicht geht. Doch wenn eine Familie, Gesellschaft oder Gemeinschaft funktionieren soll, braucht es eben Menschen, die diese Werte verinnerlicht haben und danach leben.

„Ein Volk, das die Zehn Gebote nicht achtet, ist ein verlorenes Volk.“
Theodore Roosevelt (1858 - 1919), 26. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Friedensnobelpreis 1906

Grundwerte, auf die wir nicht verzichten können

Was sind solche Grundwerte oder Grundnormen? Wenn wir die Bibel aufschlagen, finden wir bereits in den ersten Büchern der Bibel die Zehn Gebote. Sie umfassen im Prinzip alles, worauf es im Zusammenleben von Menschen ankommt. Die Zehn Gebote regeln das Verhalten des Menschen sowohl Gott gegenüber, als auch gegenüber den Mitmenschen und sind obendrein noch unverzichtbare Lebenshilfen. Es sind die unverrückbaren, ewigen Lebensgebote Gottes, die uns Menschen Orientierung und Wegweisung geben. Deshalb heißt es in der Bibel auch, dass sie zu befolgen, Licht und Leben bringt. Während ihre Missachtung grundsätzlich negative Folgen für das menschliche Zusammenleben (5. Mose 11,26-28), Dunkelheit und Tod nach sich zieht (5. Mose 28,29). Aber ist die Anerkennung der Gebote Gottes in unserer Gesellschaft überhaupt noch gegeben? Leider nein. Das kommt daher, dass unsere Gesellschaft generell keine Werte von allgemeiner Gültigkeit mehr anerkennt. Auch wenn immer wieder die Rede davon ist, dass Grundwerte wie die Würde, Freiheit und Gleichberechtigung des Menschen zu re­spektieren seien. Das wird als „Menschenrechte“ in den Medien eingefordert. Bei Rücksichtnahme, sozialem Verhalten, Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit, Engagement für das Gemeinwohl, Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft, Kompromissfähigkeit, Friedensbereitschaft, Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit hingegen ist es schon eher so, dass wir solche Werte eher bei anderen erwarten, als dass wir sie selbst pflegen. Wobei gerade Christen diese Werte eigentlich in Fleisch und Blut übergegangen sein müssten. Doch auch sie sind nur Menschen und haben oftmals große Mühe mit den hohen Ansprüchen ihres Glaubens. Mut, Selbstdisziplin, Verantwortlichkeit und Offenheit – diese Werte stehen hingegen vor allem da hoch im Kurs, wo sie gebraucht und deshalb kultiviert werden müssen. Das sind vor allem Arbeitsbereiche, wo es ohne diese Werte nicht geht.  Wenn wir nun die Zehn Gebote der Bibel mit den genannten Werten vergleichen, stellen wir fest, dass alle in ihnen enthalten sind.

„Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“
Worte Jesu in der BIBEL, Lk. 6,31

Von der Vermittlung der Werte

In der Erziehung unserer Kinder geht es letztlich darum, sie auf das Leben vorzubereiten. Das ist vor allem in einer christlichen Erziehung so. In ihr geht es deshalb nicht nur darum, dem Kind zu sagen, was es darf und was nicht, sondern die christlichen Werte vorzuleben. Unser Glaube befähigt uns dazu, diese Werte zu leben, die wir brauchen und für die wir froh sind, dass Gott sie uns für unser Zusammenleben gegeben hat. Schließlich wissen wir, dass wir sie nicht übergehen oder vernachlässigen können, ohne dass wir Schaden erleiden. Wie aber können wir Werte wie z. B. Achtung der Menschenwürde und des Lebensrechts, Ehrlichkeit, Nächstenliebe, Feindesliebe und Treue vermitteln, damit sie zu inneren Werten des einzelnen Menschen werden? Genügt es, sie lehrmäßig zu vermittelt? Leider nein. Vielmehr geschieht auch hier die eigentliche Vermittlung über das Leben selbst. Denn wo immer solche Werte in einer Familie, Ehe oder einer Gemeinschaft gelebt werden, bilden sich bei einem Kind oder auch erwachsenen Menschen Verhaltensmuster, die im Laufe der Zeit den Charakter eines Menschen prägen und formen. Christen, die ihren Glauben auch tatsächlich leben, ist ihre Beziehung zu Gott von größter Bedeutung, weil er die Grundlage darstellt für ihren Glauben. Je inniger und vertrauensvoller diese Beziehung zu Gott und zu seinem Sohn Jesus Christus ist, desto verbindlicher werden die biblischen Werte für diesen Menschen.

„Willst du dich deines Wertes freuen, so mußt du der Welt Werte verleihen.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Eltern möchten meistens, dass ihre Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen. Zu Menschen, die selbstständig, selbstbewusst, belastbar, entscheidungsfähig, leistungsbereit, diszipliniert und fleißig sind, sich im sozialen Bereich kooperationsfähig und hilfsbereit zeigen und gleichzeitig verantwortungsbewusst leben. Die Werte, die Sie selbst leben, für die Sie sich einsetzen und sie verteidigen, die werden Sie auch weitervermitteln. Wenn Sie hingegen selbst im Glauben nicht ganz sicher sind und diese Wertvorstellungen daher nicht leben oder auch nur nicht ganz eindeutig danach leben, können Sie diese auch nicht vermitteln, sei es an Ihre Kinder wie auch an andere Menschen. Wertevermittlung geschieht also mehr oder minder immer so, dass ich diese Werte selbst lebe. So gesehen hängt es weitgehend von den Eltern ab, welche Werte ein Kind in der Erziehung für sein Leben mitbekommt. Eltern dürfen Werte eben nicht nur vertreten, sondern müssen sie selbst leben. Erst dann vermitteln sich diese Werte an ihre Kinder. Dass alles in einer „Familienkultur“ geschehen sollte, in einem Raum des Vertrauens und der gegenseitigen Wertschätzung, versteht sich von selbst. Auch sind Aufmerksamkeit, Zuneigung, Liebkosungen, Zuhören, Wertschätzung, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit äußerst hilfreiche Eigenschaften, die einem Kind helfen, Wertvorstellungen der Eltern zu übernehmen. Ebenso Geduld, Zeit für das Kind zu haben u. v. a. m. All das hat Auswirkungen auf die Wertevermittlung an Kinder. Denn Kinder beobachten uns immer. Daran müssen wir immer denken und uns dessen bewusst sein.

 

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