01.10.2016

Brennpunkte unserer Zeit

Pluralismus dieser Begriff wird in unserer Zeit oft verwendet. Es ist eigentlich ein Kunstwort und meint das Zusammen-, Neben- oder Auseinanderwirken einer Vielzahl von religiösen, weltanschaulichen, politischen und künstlerischen Kräften einer Gesellschaft, die sich unter den Vorzeichen der Toleranz oder der Koexistenz miteinander arrangieren sollten. Wie nicht anders zu erwarten, kommt der Ausdruck Pluralismus aus der Philosophie der Aufklärung und wurde erstmals von Christian Wolff (1679 - 1754) geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien dann das wegweisende Werk des Philosophen William James (1842 - 1910) mit dem Titel: A Pluralistic Universe Das pluralistische Universum, das die Wirklichkeit nicht mehr als ein Uni-versum, sondern als Multi-versum sieht, zu dem auch der Glaube an einen Gott nicht passt. Entscheidend sind für ihn cash-values, Barwerte, profits, also Gewinne, Renditen, Erlöse, und results, nämlich Ergebnisse oder Resultate einer Sache. Nützlichkeit und Erfolg sind jetzt die bestimmenden Kennzeichen der Wahrheit, und genau so erleben wir seither unsere Gesellschaft. Was zählt, sind nicht mehr die wahren, christlichen Werte, sondern oft nur noch Gewinne, Resultate und der Barwert der Dinge.

Der multikulturelle Pluralismus

Wenn wir heute davon sprechen, dass unsere Gesellschaft von einem multikulturellen Pluralismus geprägt ist, meinen wir damit vor allem ein mehr oder weniger gleichberechtigtes Nebeneinander verschiedenster Kulturen. Indische Hindus, europäische Esoteriker oder Sektenmitglieder, verschleierte Moslems – die pluralistische Gesellschaft ist für alle Menschen offen. Wer dagegen immer mehr an Gewicht und an Einfluss verliert, sind die großen christlichen Institutionen. Im Grunde begann dieser Trend schon zur Zeit der Aufklärung – in unserem Land, als Kaiser Josef II. (1741 - 1790) seine Gesetze gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzte und die Kirchen in ihrer Vormachtstellung radikal beschränkte. Es sei dahingestellt, wie notwendig oder nicht das zur damaligen Zeit war. Tatsache jedenfalls ist, dass sich seit dieser Zeit der Aufklärung und der im 20. Jahrhundert folgenden 1968er Bewegung alles verändert hat. Heute werden in Europa Moscheen errichtet – erbaut mit dem Geld der Ölmultis – und nicht mehr Kirchen. Im Gegenteil, Kirchen in Deutschland wie auch in vielen anderen europäischen Ländern zerfallen, stehen leer oder werden verkauft und zu Discos, Restaurants, Kaufhäusern, Sporthallen oder Moscheen umgewandelt.

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“
Worte Jesu aus Mt. 16,26

Wie konnte es dazu kommen?

Der holländische Theologe Willem A. Visser ‘t Hooft nennt in diesem Zusammenhang vier Hauptfaktoren:

  • Säkularisierung, (= Verweltlichung),
  • Menschenrechte (= Religions-, Gewissens- und Versammlungsfreiheit),
  • Nationalismus (= Wiederbelebung nationaler Kulturen),
  • Globalisierung (= wirtschaftliche und kulturelle Vereinheitlichung der Welt).
  1. Säkularisierung (Verweltlichung)
    Säkularisierung bedeutete ursprünglich die Loslösung des einzelnen, des Staates wie auch der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen aus der Bindung an die Kirche. Heute erleben wir diesen Prozess der Säkularisierung als eine Art Emanzipation von jeder religiösen Autorität und Norm. Allerdings nur unter Christen, nicht beim Islam.
  2. Menschenrechte (Religions-, Gewissens- und Versammlungsfreiheit)
    Menschenrechte wurden ursprünglich zum Schutz von Minderheiten eingeführt. Durch die Globalisierung, den Abbau von Grenzen, die Massenmedien und moderne Verkehrsmittel rückten die Völker der Welt jedoch immer mehr zusammen. Das führte zwangsläufig zu größeren Spannungen, denen man durch die Menschenrechte begegnen wollte. Dadurch werden Minderheiten gestärkt und geschützt, die deshalb überall in Europa ihren Glauben ausüben und auch dafür werben dürfen. Das führte zu einer geradezu unübersichtlichen Zahl von religiösen Gruppen – mit allen Vor- und Nachteilen – wobei einer dieser Nachteile darin besteht, dass sogar der militante Islam im Moment davon profitiert.
  3. Nationalismus (Wiederbelebung nationaler Kulturen)
    Wir erleben heute – trotz Globalisierungs- und Pluralismus – an vielen Orten ein Wiedererstarken des Nationalismus. Das hat in jedem Fall ganz unterschiedliche Gründe, wird aber in jedem Fall zu Konflikten führen. Denn wie der Nationalismus in Deutschland sich derzeit zurückmeldet, erstarkt auch ein Nationalismus in der Türkei und in Österreich. Wir können gespannt sein, wohin diese Entwicklungen führen.
  4. Globalisierung (wirtschaftliche und kulturelle Vereinheitlichung der Welt)
    Wir sprechen heute oft von der Welt als „global village“, d. h. „globales Dorf“. Doch die Realität ist anders. Die nach allen Seiten hin „offene Gesellschaft“ Europas ist zwar zum Traumziel von Millionen von Menschen geworden; gleichzeitig aber unterwerfen sich andere Länder und Regionen in zunehmendem Ausmaß den eng gesetzten Vorschriften und Normen des Islam. Eine Welteinheitskultur mit universaler Toleranz, garantierten Menschenrechten und fest verbürgter Glaubens- und Gewissensfreiheit wird es also so schnell nicht geben. Es besteht viel eher die Gefahr, dass die vom christlichen Gedankengut geprägten Länder Europas ihre Identität, ihren christlichen Glauben und ihre weltpolitische Bedeutung immer mehr verlieren und sich stattdessen mit Problemen herumschlagen, die weit davon entfernt sind, eine große Rolle im globalen Geschehen zu spielen.

„Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte werden nicht vergehen.“
Worte Jesu in der BIBEL, Mk. 13,31

Was bedeutet das für uns?

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubte man, dass die gesamte Welt auf dem Weg sei, immer christlicher zu werden. Doch schon wenige Jahrzehnte später sah alles ganz anders aus. Die Prophezeiungen der Bibel, die von großen Umwälzungen, einem gefährlichen Erkalten der Liebe und auch davon sprechen, dass die „Zeit der Gnade“, zu Ende gehen wird, erhalten immer größere Aktualität. Christen, die der Bibel glauben, tun gut daran, sich nicht länger in den gerade aktuellen Trends zu verlieren und damit ihre wertvolle Zeit zu vergeuden. Denn wie schnell sich gesellschaftliche Verhältnisse ändern können, das sehen wir in den Entwicklungen der letzten Jahre. Wer die Diskussionen in den Medien aufmerksam verfolgt, dem wird aufgefallen sein, dass Themen, die vor noch nicht allzu langer Zeit die Nachrichten beherrschten, plötzlich verschwinden oder völlig anders dargestellt werden, obwohl sie wichtig wären. Doch das alles zeigt uns nur, wie fragil unsere Gesellschaft geworden ist und wie schnell sich alles ändern kann. Christen haben den Vorteil, dass der Gott der Bibel über die Jahrtausende hinweg der Gleiche bleibt und dass er sich in seinem Wort sogar dazu verpflichtet, treu und verlässlich für jeden von uns zu sein. Die Frage ist nur: Glauben wir an dieses Wort der Bibel? Glauben wir an den dreieinigen Gott? Glauben wir an Jesus, seinen Sohn? Wenn ja, sind Zukunftsängste unbegründet.

 

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