24.08.2022

Jüdische Seder-Feier und ihre Bedeutung für uns

Das Seder wird nach einer bestimmten Ordnung gefeiert, die in der „Haggada“ (d. h. Nacherzählung) festgelegt ist und an die Begebenheit vom Auszug aus Ägypten erinnert. Kein Jude darf dieses „Fest der Verschonung“ allein feiern. Freunde und Alleinstehende werden zum Familienfest eingeladen. Kern der Feier ist die Rettung aus der Sklaverei. Es geht darum, sich mit allen Sinnen (Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und Riechen) daran zu erinnern. Aus christlicher Sicht enthält das Fest viele Parallelen zum biblischen Ostergeschehen.

Warum unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?

Diese Frage wiederholt ein Kind bei der Feier viermal. Dabei geht es um die gewaltigen Taten Gottes mit dem Volk Israel, nach der rituellen Reinigung zu Beginn und vor der gemeinsamen Sedermahlzeit und dem Lobpreisteil. Zentraler Teil der Zeremonie ist der Sederteller: Die Speisen und Elemente darauf sollen an den Auszug und den zerstörten Tempel erinnern. Die Schale mit Salzwasser steht für die Tränen der Sklaven und das Salzwasser des Schilfmeeres.

Vier Kelche

Vier Kelche mit Traubensaft oder Wein gliedern den Verlauf des Seders. Der 1. Kelch ist der der Heiligung, der 2. Kelch der des Gerichts, der 3. Kelch der der Erlösung und der 4. Kelch ist der des Lobpreises. Der 1. wird durch den Hausvater gefüllt, der betont, dass die Heiligung Gottes Wille ist, weil Gott selbst heilig ist. Dem folgt ein Gebet mit der Bitte um Reinigung von Sünden, sowie die symbolische Waschung der Hände und gegebenenfalls auch eine gegenseitige Fußwaschung.

Die Symbolik hinter dem Seder-Teller

Die in in einer Serviette eingewickelten drei ungesäuerte Brote (Matzen) haben folgende Bedeutung: Die mittlere Matze wird vom Hausvater gebrochen. Den größeren Teil wickelt er in eine neue Serviette. Dieses sog. Afikomen (Brot des Kommenden) wird versteckt, was von Christen als Symbol der Grablegung Jesu gesehen wird. Das Finden des Afikomen von Kindern am Ende der Feier steht als Symbol für die Auferstehung. Das grüne Kraut stellt den Ysopbüschel dar, mit dem die Israeliten das Blut des Passahlammes zu ihrer Rettung an die Türpfosten gestrichen haben. Der Lammknochen auf dem Teller steht für das Passahlamm. Bittere Kräuter verweisen auf das bittere Leben in der Sklaverei, während ein Fruchtbrei aus geriebenen Äpfeln, Honig, Nüssen, Feigen und Gewürzen für den Lehm steht, aus dem die Israeliten in der Sklaverei in Ägypten Ziegel fertigten mussten. Das gekochte Ei auf dem Teller steht für die Hoffnung, dass – nach dem Ende des Tempeldienstes – ein neuer Tempel entstehen wird.

Jesus Christus als Messias

Alle diese symbolischen Handlungen im Seder ergeben eigentlich nur Sinn, wenn man sie im Licht des Evangeliums sieht. So wäre z. B. ohne Jesu Grablegung und Auferstehung das Afikomen unnötig. Das Passah-Lamm ist ein Symbol für Christus, das Lamm Gottes (Johannes 1,29-31). Der Lobpreis am Ende der Sederfeier kann eigentlich nur im Hinblick auf die Anerkennung Jesu als Sohn Gottes und seines vollendeten Opfers am Kreuz erklingen. So ist diese Feier ein einziger Hinweis auf den Opfertod Jesu.

Petra Piater


Die Geschichte, wie Gott das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat, können Sie in den ersten Kapiteln des zweiten Mose-Buches in der Bibel genauer nachlesen (2. Mose 1-15). In den Kapiteln 12 und 13 geht es um das erste Passahfest und die Speisen, die dafür zubereitet werden. 

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